Obwohl er noch keine offizielle Funktion hatte – seine Amtseinführung ist am 27. August - ist er zu vielen Veranstaltungen und Empfängen eingeladen worden und musste unzählige Interviews vor Kameras und Mikrofonen geben. „Daher war es ein leises und doch nicht leises Ankommen in neuen Bistum“, meint Timmerevers. Die Berichterstattungen bei seiner ersten öffentlichen Vorstellung in Dresden kurz vor dem Katholikentag und schließlich beim Katholikentag in Leipzig selbst seien sehr freundlich und offen gewesen. „Die Medien sind mir gegenüber mit viel Neugier begegnet. Das liegt aber auch wohl daran, dass Katholiken dort so selten sind.“
Es waren nicht nur die großen Eröffnungs- oder Schlussgottesdienste, die Timmerevers beeindruckt haben. Sehr bewegt hat ihn auch ein Gottesdienst, den er am Freitagmorgen um 8.00 Uhr in einer Flüchtlingsunterkunft gehalten hat. Knapp 300 Kirchentagsbesucher waren hier untergebracht. Oder der große Gottesdienst am Samstagabend mit den Geistlichen Gemeinschaften und Kirchlichen Bewegungen in der vollen Nikolaikirche. In seiner Predigt hat er über die friedliche Revolution 1989 gesprochen und Leipzigern für ihren damaligen Mut gedankt. „Die evangelische Kirche hatte kein Problem damit gehabt, uns dafür ihre ehrwürdige Kirche zur Verfügung zu stellen“, zollt ihr Timmerevers Respekt.
Christen haben in Sachsen eine andere Stellung als im Oldenburger Land. Über 80 Prozent der Bevölkerung gehören keiner Religion an. Und dennoch werden überproportional viele Führungsaufgaben in Politik und Verwaltung von katholischen oder evangelischen Christen wahrgenommen, ist es Timmerevers aufgefallen. Einige von ihnen hatte er kennen gelernt: Den Ministerpräsidenten, den Polizeipräsidenten, den Oberbürgermeister oder einige Ratsherren. Sie alle freuten sich über das positive Bild, das der Katholikentag für Sachsen geprägt hat. Der Katholikentag, so hatte es der Mitteldeutsche Rundfunk in einer Reportage anerkennend festgestellt, habe sogar das weltweit größte Gothic-Festival, das am Pfingstwochenende über 20.000 Teilnehmer nach Leipzig angezogen hatte, in den Schatten gestellt. „Leipzig war eine Wucht, und der Katholikentag war ein Glücksfall für die Stadt“, ist daher Timmerevers Resümee.
Aktuelles
Ein Glücksfall für Leipzig
31. Mai 2016 - Vechta, Leipzig
Timmerevers, Kossen und Asbree ziehen Resümee zum Katholikentag
„Wir freuen uns auf Sie. Freuen Sie sich auch auf uns?“ Diesen Satz hörte Weihbischof Heinrich Timmerevers häufig auf dem Katholikentag in Leipzig. Er verbindet diese Tage mit fröhlicher Stimmung, eindrucksvollen Gottesdiensten, vielen Menschen, die auf ihn zugekommen sind, mit einer langen Reihe von Empfängen und Terminen und einem ungewohnt großen medialen Interesse an seiner Person. Als zukünftiger Bischof des Bistums Dresden-Meißen sei er überall erkannt und angesprochen worden.
Weihbischof Heinrich Timmerevers im Interview mit Katholisch.de
Der Gesellschaft den Glauben anbieten
Der Katholikentag habe mit vielen Veranstaltungen gezeigt, dass ein gesellschaftlicher Wandel notwendig sei und schon angefangen habe. „Weg von Gier, Rücksichtslosigkeit und Geiz hin zu Solidarität, Achtsamkeit und Schöpfungsverantwortung“, sagt Prälat Peter Kossen, der mit einer zehnköpfigen südoldenburger Fußgruppe vom oberfränkischen Scheßlitz Richtung Leipzig gelaufen ist. „Es war ein frohes Glaubensfest, das in Leipzig einen guten Eindruck gemacht hat“. Vier Tage hatte er sich für das Katholikentreffen Zeit genommen. Kossens Engagement für Menschenwürde in der Arbeitswelt wird offenbar bundesweit registriert. „In Leipzig bin ich ganz oft von kirchlichen Verbandsvertretern, Journalisten und anderen Kirchentagsbesuchern auf dieses Thema angesprochen worden.“
Führende Kirchenleute könnten auf Katholikentagen viel lernen, zeigt er sich überzeugt. Dabei schließe er sich selbst mit ein. Was sie lernen können? Dass die Laien wichtige Themen und Herausforderungen unserer Zeit identifizieren und bearbeiten und Kirchenführer sie dabei ermutigen und fördern sollen. Dass dies nicht die Zeit sei zur Resignation und zum Rückzug in Angst und Enge, sondern zur mutigen Einmischung in Politik und Gesellschaft. „Und sie können lernen, dass Kirche besser nicht auf „dicke Hose“ macht, sondern demütig, selbstbewusst und fröhlich der Gesellschaft den Glauben anbietet“, mahnt Kossen.
Münster 2018 schon im Blick
„Der Katholikentag war eine tolle Erfahrung“, bestätigt auch Friederike Asbree. Die Mitarbeiterin der Seelsorgeabteilung des Bischöflich Münsterschen Offizialats hatte für 55 Oldenburger Teilnehmer im Alter von zwanzig bis Mitte 70 die Fahrt nach Leipzig organsiert. „Unsere Leute sind jeden Abend mit müden Füßen ins Bett gefallen. Im Gepäck hatten sie jedes Mal viele neue Erfahrungen und interessante Begegnungen. Leipzig war ein sehr offener und neugieriger Gastgeber.“ Am Stand des Bistums Münster war Asbree mit vielen Menschen ins Gespräch gekommen. Auch so mancher Leipziger „wollte mal sehen, was hier so los ist und was die grünbeschalten Menschen da so treiben“.
Von den vielfältigen Angeboten wie Podiumsdiskussionen, Vorträgen, Mitmachaktionen, Musik oder Comedy zeigten sich die Oldenburger begeistert. Am Samstag bildete das Mitmach-Picknick bei sommerlichen Temperaturen einen gelungenen Abschluss des Katholikentages. Überall spielten Livebands. Lange Tischreihen, die bis auf den letzten Platz besetzt waren, durchzogen die Innenstadt. „Die Menschen haben sich gegenseitig zum gemeinsamen Mahl eingeladen.“
Nach dem Abschlussgottesdienst auf dem Augustusplatz am Sonntagvormittag rollten die beiden Oldenburger Busse wieder Richtung Vechta. Besetzt waren sie mit müden aber glücklichen Menschen, von denen viele schon den Katholikentag 2018 in Münster in ihrem Kalender stehen haben.
Ludger Heuer