Die vier Beratungskräfte in den beiden Stellen bringen beste Voraussetzungen mit, ihr Stellenumfang beträgt jeweils 50 Prozent. In Vechta wird als Jurist Josef Kleier arbeiten. Der 61-Jährige gebürtige Cloppenburger war lange Zeit 1. Stadtrat in Vechta. Die sozialpädagogische Beratung übernimmt Ludmilla Samedova (32). Mit 15 Jahren kam sie aus Kasachstan nach Deutschland. Mit ihren anderen 50 Prozent arbeitet sie in der Allgemeinen Sozialberatung des CSW „und kennt daher das Geschäft und die nötigen Netzwerke sehr gut“, betonte Mählmann. In Cloppenburg übernimmt die 51-jährige Arbeits- und Sozialrechtlerin Marcella Bohlke die Rechtsberatung. Den sozialpädagogischen Bereich deckt Sergej Kropotin ab, der mit 19 Jahren aus Russland nach Deutschland kam. Mit 50 Prozent arbeitet der 33-Jährige beim Caritas-Projekt "INTEGRA", das sich um die Beratung und Integration jugendlicher Ausländer kümmert.
Prälat Peter Kossen habe in den letzten Jahren maßgeblich dazu beigetragen, dass die Missstände im Umgang mit Werkvertragsarbeitern ins öffentliche Bewusstsein gelangt seien, lobte Offizialatsrat Bernd Winter das Engagement seines Vorgängers im Bischöflich Münsterschen Offizialat. Auch ihm selbst sei es ein großes Anliegen, dass „dieses Thema der Ausbeutung von Menschen und der Missachtung ihrer Würde aus Profitgier“ auf der Tagesordnung bliebe. Die Beratungsstellen sollen dazu beitragen, „dass wir nicht nur den betreffenden Personen helfen, sondern eben auch die Missstände aufzeigen und an die Verbraucher herantreten können mit dem Anliegen, dieses Unrecht zu beenden.“
„Diese Art der Beratung ist Neuland für uns“, räumte der Vechtaer Landrat Herbert Winkel ein. Er hoffe, dass die Region jetzt zu handeln beginne. Der Start der Beratungsstellen sei ein guter Tag für das Oldenburger Münsterland, zeigte sich Cloppenburgs Landrat Johann Wimberg überzeugt. Er finde das Engagement der Landkreise gut, „auch wenn wir eigentlich nicht zuständig sind.“ Das über einhundert Jahre alte System der Werkverträge sei zwar in Ordnung, doch hier gelte es, Auswüchse zu bekämpfen.
Wie die Beratungen konkret ablaufen, werde sich zeigen, erklärte Heribert Mählmann. Schwerpunktmäßig sollten die Gespräche vor Ort und bei Bedarf mit Hilfe von Dolmetschern erfolgen. In schwierigen Situationen könne auch das Gespräch mit dem Arbeitgeber oder einem Betriebsrat gesucht werden. Eine unmittelbare Vertretung vor Gericht sei nicht vorgesehen, „eine Prozesskostenhilfe wäre aber möglich“. „Es geht bei dieser Arbeit nicht in erster Linie darum, Unternehmen an den Pranger zu stellen“, stellte Dietmar Fangmann, zuständiger Migrationsreferent des Landes-Caritasverbandes klar. Vielmehr sei es ein niederschwelliges Angebot für die Betroffenen, die vielfach in einer Parallelwelt lebten. „Diese Menschen müssen wir in unsere Gesellschaft hereinholen.“ Für das Image des Oldenburger Landes könnten die neuen Beratungsstellen daher nur gut sein, ergänzte Mählmann.
Der Beratungsstellen sind ab sofort zu erreichen unter: Werkvertragsarbeit@caritas-sozialwerk.de
Telefonisch:
Marcella Bohlke (0 44 71) 70 45 35
Sergej Kropotin (0 44 71) 70 45 36
Josef Kleier (0 44 42) 93 41 630
Ludmila Samedova (0 44 42) 93 41 676
Ludger Heuer