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Wie behinderte Menschen der Gemeinde einen Dienst tun

25. Oktober 2017 - Cloppenburg-Stapelfeld / Damme / Friesoythe / Lohne (LCV)

Knapp 100 Teilnehmer bei Tagung „Caritas und Pastoral“

Noch immer fließen ihre Tränen der Rührung: Als Petra Grafemeyer aus Damme von der Erstkommunion ihres mehrfachbehinderten Sohnes Johannes vor sechs Jahren erzählt. Davon, dass drei, vier starke Männer ihn die Stufen nach oben getragen haben, damit er auch an diesem Moment der liturgischen Feier teilnehmen konnte - so wie alle nicht-behinderten Jungs und Mädchen auch.

Weihbischof begrüßt TeilnehmerGroßansicht öffnen

Weihbischof Wilfried Theising begrüßte die knapp 100 Teilnehmenden bei der Fachtagung "Caritas und Pastoral".

Podiumdrunde zum Thema BehinderungenGroßansicht öffnen

Haben Erfahrung mit Behinderung in Kirchengemeinden: Dechant Michael Borth (v.l.), Petra Grafemeyer und Helge Hanewinkel befragt von Nicole Nordlohne.

„Ich kann das nur empfehlen“, sagt sie mit der ihr eigenen nüchternen Heiterkeit beim Fachtag „Caritas und Pastoral“, bei dem es am Dienstag, 24. Oktober, um Inklusion ging. Und auch im Moment nehme er mit allen Anderen seines Jahrgangs an der Vorbereitung zur Firmung teil. Zwar müsse man dran bleiben und schon vorher noch mal nachfragen, ob der Seiteneingang des Pfarrheims mit der Rampe beim Treffen der Firmlinge auch wirklich aufgeschlossen sei. Aber insgesamt ist sie auch hier sicher: „Dat läuft. Der wird gefirmt.“

Still ist es in der Akademie mit knapp 100 Teilnehmenden auch, als Helge Hanewinkel aus Lohne vorne auf der Bühne berichtet. Im Rollstuhl sitzend und von seinem Vater über eine Rampe auf die leicht erhöhte Bühne geschoben, ist nicht jedes seiner gepresst aus der Kehle kommenden Worte zu verstehen. Aber die Aufmerksamkeit umso höher und der Applaus umso lauter, als der Erwachsene von den Gottesdiensten erzählt, die er regelmäßig besucht. Mehr noch, als er schließlich von seiner Liebe zu Werder erzählt. Und das bei einem Vater, der Schalke-Fan sei. Aber, so Hanewinkel: „Auch das kriegen wir hin.“

Welch‘ Bereicherung und große Stärke Behinderung in seiner Gemeinde und seinem Dekanat sei, berichtete Dechant Michael Borth. Beispielsweise behinderte Menschen, die während einer Messe langsam zum Ambo gehen und sich abmühen, eine Fürbitte zu sprechen. Borth: „Sie entschleunigen den Gottesdienst so positiv, wie ich das noch mit keiner Predigt geschafft habe.“ In großen Einrichtungen der Behindertenhilfe sei ihm ein hauptamtlicher Ansprechpartner wichtig. Auch müsste das Thema Behinderung fest im Terminplan einer Gemeinde verankert sein, damit es nicht in Vergessenheit gerate.

Dass die Bereiche Caritas und Pastoral immer zusammen gehalten werden müssten, betonte in seiner Begrüßung Weihbischof Wilfried Theising, der gleichzeitig Vorsitzender des Oldenburgischen Caritasrates ist. Sogenannte „Gastliche Gottesdienste“, die im Dekanat Vechta fünf Mal im Jahr insbesondere für Menschen mit Behinderungen angeboten werden, stellte Stephan Trillmich vom Offizialat vor. Ludwina Wilken berichtete über Seelsorge im Stift Tilbeck im Westmünsterland, einer Einrichtung mit knapp 600 behinderten Menschen und 860 Mitarbeitenden.

Dietmar Kattinger