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Wer glaubt, ist nicht allein

23. März 2017 - Offizialatsbezirk Oldenburg

Franziskanerin Sr. Hildeburg spricht über Freude am Leben 

Vor vielen Jahren waren Sr. Hildeburg Averbeck und ein Priester, erschöpft von einer langen Missionsreise, mit ihrem Floß auf dem Heimweg. Fünf Wochen waren sie auf dem Fluss von Dorf zu Dorf durch den Brasilianischen Regenwald gereist, hatten Gottesdienste gefeiert und Menschen besucht. Die katholische Ordensfrau, damals 37 Jahre alt, und ihr rüstiger Chef entdeckten noch eine einsame Hütte und hielten an. In dem Pfahlbau trafen sie auf eine alte Frau mit dem Namen Donna Maria. Sie lebte allein, ohne Nachbarschaft, Sohn und Mann waren abgehauen, als die Krankheit erkannt wurde. Der Aussatz hatte Donna Maria schwer gezeichnet. Sie war blind, beide Hände hatte die Lepra bereits zerfressen. Als die Missionare ihre Hütte betraten, dankte sie freudestrahlend Gott. Drei Tage lang hatte sie kein Wasser mehr. 

Sr. Hildeburg vor PublikumGroßansicht öffnen

Sr. Hildeburg sprach über biblische Frauenbilder, über Schönes im Leben und darüber, dass Gläubige Menschen nicht alleine sind.

Sr. Hildeburg mit einer Bibel in der HandGroßansicht öffnen
Portrait Sr. Hildeburg Großansicht öffnen

Sr. Hildeburg Averbeck

Über Donna Maria sprach Schwester Hildeburg bei den Dekanatstagen für Frauen. Das Bischöflich Münstersche Offizialat hatte dazu an mehreren Tagen nach Wilhelmshaven, Dinklage, Steinfeld, Vechta, Thüle und Cloppenburg eingeladen, die letzte Veranstaltung fand heute in Lastrup statt. Insgesamt 422 Frauen folgten dem Vortrag der Thuiner Franziskanerschwester nachdenklich, gebannt, erheitert und bestürzt. Mehr als vierzig Jahre hatte Sr. Hildeburg als Missionarin in Brasilien gewirkt, jetzt begleitet sie Menschen in einem Seniorenheim in Hagen am Teutoburger Wald.

„Wer glaubt ist nicht allein“, stand über dem Vortrag. Die gebürtige Bakumerin (Landkreis Vechta) erzählte darüber anhand zum Teil biblischer Frauenbilder. Dass Gläubige nicht allein sind, hätten sie alle schon in ihrem Leben erfahren, sprach sie ihre Zuhörerinnen an. Und doch höre sie oft von Menschen, dass sie einsam seien. An Demenz erkrankte Senioren wünschten, dass sie zu ihrer Mutter wollten. Diese Sehnsucht nach der Mutter, erkläre sie sich mit der Sehnsucht nach Geborgenheit. „Wenn wir sagen, wer glaubt ist nicht allein, meinen wir damit, dass wir alle unterwegs sind, zu einer Heimat, die uns keiner nehmen kann“, erklärte sie. „Wir glauben, dass dieses Leben in ein Leben bei Gott übergeht, in dem man total geliebt wird.“ 

„Unser Gottesbild leidet oft darunter, dass wir uns eine Erklärung für schwere Schicksalsschläge suchen“, stellte die 75-jährige fest. Gott sei nicht verantwortlich, wenn Angehörige mit dem Auto verunglücken. „Gott braucht nicht unsere Zuneigung, wir brauchen ihn. Wenn wir der Kirche nach Rückschlägen fern bleiben, strafen wir uns selbst, nicht Gott“.

Viel zu selten begegne man einander und spreche über das Schöne im Leben, berichtete die Frau aus ihrer Lebenserfahrung. Sie verfolge Gespräche über Krankheiten, Kochrezepte und Mode. Wenn sie die Menschen frage, was ihnen Schönes wiederfahren sei im Leben, seien sie oft sprachlos. „Es kann doch nicht sein, dass wir 80 Jahre auf der Welt sind und nichts ist schön“, war sich die Ordensfrau sicher.

„Donna Maria war so ein froher Mensch“, erzählte Sr. Hildeburg sichtbar voller positiver Erinnerungen. Gemeinsam mit dem Pfarrer hatte sie die alte Frau damals aus der Hütte mitgenommen und in einem bischöflichen Pflegeheim für an Aussatz erkrankte Menschen untergebracht. Maria habe nichts im Leben gehabt, sie sei nur krank gewesen und habe sich trotzdem nie beklagt, erzählte die Schwester. Die anderen Patienten und auch viele Pfleger seien regelmäßig zu ihr gegangen. Nach der Begegnung mit Donna Maria ging es ihnen besser. Wer glaubt ist nicht allein, das habe ihr die schwersterkrankte Maria gezeigt. „Für Donna Maria war Jesus Friede, Freude und Geborgenheit“, erzählte Sr. Hildeburg.

Johannes Hörnemann