Aber an den Moment erinnert sie sich ganz stark: Als sie sich ein Rad lieh, rausfuhr, sich in ein Café setzte, eine Tasse Tee bestellte und einfach gerade aus schaute.
Oder daran, dass die Krankenschwester im Haus ‚Sancta Maria‘ auf Borkum eine Ordensfrau war. Obwohl sie gar nichts mit ihr zu tun hatte, war das für Beate, die nicht katholisch ist, eine Bereicherung. Wohltuend. So wie das Gebäude der Mutter-Kind-Fachklinik überhaupt, schaut sie sehnsuchtsvoll die Postkarte mit der Außenansicht der Klinik an. Wie ein Anker sei das Haus, den sie nun in ihrem Leben geworfen habe, beschreibt Beate die drei Wochen nur andeutungsweise.
Ungerecht sei sie vorher zu ihren Kindern oft gewesen, deutet die gutaussehende Frau an. „Schnell angeknabbert“, wie sie es nennt. Schon bei Kleinigkeiten immer wieder an die Decke gegangen. Und hat geahnt, dass sie ihren asthmakranken Kindern damit unrecht tut.
Das Ideal, zu dem sie hochschaue, tue wohl ein Übriges. Halbtagsarbeit, Haushalt und Familie: „Bei anderen klappt es doch auch“, empfindet sie und lässt ihre Erschöpfung erahnen.
Wohltuend daher einfach schon, beim Mittagessen Essen nicht auf die Jungs achten zu müssen. „Sondern sich auch mal auf Erwachsenenebene unterhalten können“, erinnert sich Beate. Beim Frühstück nicht sagen müssen: „Achtung, dein frisches T-Shirt“. Denn im Haus der Thuiner Franziskanerinnen trinken alle Kinder ihren Kaba und ihre Milch ab 7.45 Uhr schon getrennt von ihren Eltern. Und kommen an vier Tagen pro Woche erst um 14.30 wieder zurück zu Mutter oder Vater.
Denn auch Männer seien es zunehmend, die zur Kur fahren möchten, weiß die Vechtaer Caritas-Beraterin Kerstin Willenbrink. Gemeinsam mit Kollegin Annika Riedmann hätten die Beraterinnen in 2017 alleine in der Vechtaer Stelle 12 Männer bezüglich einer Kur beraten.
Ein Schritt, den Caritas-Fachberaterin Ilse Nemann-Brak grundsätzlich für gut hält. „Es ist klug, seine Werkzeuge wieder zu schleifen, wenn sie stumpf geworden seien“, überträgt Nemann-Brak das Handwerks-Bild. „Bevor sie unbrauchbar sind und es dann wesentlich länger dauert, die Werkzeuge oder eben sich selbst wieder fit zu bekommen.“
Insgesamt haben die acht katholischen Beratungsstellen für Fragen zur Kur im Oldenburger Land im letzten Jahr 1078 Frauen und 43 Männer beraten. 549 Frauen und 17 Väter sind mit insgesamt 907 Kindern in eine Kur gefahren. Davon wiederum haben 66 Familien einen Zuschuss für Koffer oder ähnliche Dinge in Höhe von insgesamt 18.200 Euro aus Sammlungsmitteln erhalten. Rund um den Muttertag bitten viele Sammlerinnen wieder um eine Spende.
Zur Info:
Katholische Beratungsstellen zu Fragen rund um Kur und Erholung gibt es in Brake, Cloppenburg, Delmenhorst, Friesoythe, Löningen, Oldenburg, Vechta und Wilhelmshaven. Weitere Infos: Landes-Caritasverband, Ilse Nemann-Brak, Tel. 04441/8707-0.
Dietmar Kattinger
Landes-Caritasverband