Die Münsteraner Studie konnte für die Katholische Kirche besondere Bedingungen beschreiben, die den sexuellen Missbrauch in diesem Ausmaß möglich gemacht haben. Eine rigide Verkündigung der Sexualmoral hat zu einem schambesetzten Schweigen in diesen Dingen geführt. Gleichzeitig hatte der Priester als geweihte Person eine nahezu unangreifbare Stellung. Und nicht zuletzt galt das vorrangige Interesse der Bistumsverantwortlichen und der Bischöfe dem Schutz der Mitbrüder und der Institution. In dieser unheilvollen Mischung waren Kinder und Jugendliche ihren Peinigern hilflos ausgeliefert. Die Studie verdeutlicht, dass es sich dabei nicht um Einzelfälle handelt, sondern dass damit ein weiteres dunkles Kapitel in der Kirchengeschichte markiert wird.
Die Fälle sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche treffen uns mitten ins Mark. Die Botschaft des Evangeliums von der liebenden Zuwendung Gottes zu den Menschen wird durch ihre Vertreter zuinnerst ins Gegenteil verkehrt. Wir müssen uns dafür einsetzen, dass die neu gewonnenen Erkenntnisse helfen, die Perspektive der Betroffenen in den Mittelpunkt des kirchlichen Handelns zu stellen.
Bischof Felix hat in seiner Pressekonferenz am 17. Juni eine Reihe von Maßnahmen vorgestellt, die Ausdruck für diese Zielsetzung sind. Er bezieht sich dabei auf konkrete Perspektiven für das Bistum Münster, aber auch auf grundsätzliche Reformanliegen im Rahmen des Synodalen Wegs. Die Verantwortlichen im Offizialat werden ihn dabei nach Kräften unterstützen. Nur so kann es uns als Kirche auf Dauer gelingen, wieder neu und glaubwürdig für die Botschaft des Evangeliums einzutreten.
Mit freundlichen Grüßen
+Wilfried Theising
Bischöflicher Offizial und Weihbischof