Am Samstag war ein vierköpfiges Aufnahmeteam des NDR aus Hannover angereist und hatte die Kirche mit 14 Mikrofonen verkabelt. Mehrere standen auf der Orgelempore, wo sich der Neuenkirchener Kirchenchor und der Heartchor unter Leitung des Organisten Reinhard Niebur-Ossenbeck mit 80 Sängern und Sängerinnen aufgestellt hatten.
Hörfunkgottesdienste unterliegen einem strikten Zeitplan. Die gut besuchte Vorabendmesse am Samstag, Generalprobe für den Sonntagsgottesdienst, war noch zweieinhalb Minuten zu lang gewesen. Kein Problem für Offizialatsrat Bernd Winter, Rundfunkbeauftragter des Bischöflich Münsterschen Offizialats. Seine Einführung und die Danksagung werden leicht gekürzt, ein Lied entfällt. 60 Minuten müssen es sein, keine Sekunde mehr, keine weniger. „Bitte schalten Sie Ihre Handys aus“, sagt Winter vor Beginn des Gottesdienstes. Er bittet um kräftiges Mitsingen und darum, nach dem Schlusssegen das Ende des Orgelspiels abzuwarten. Da bei einer Radioübertragung keine akustischen Lücken entstehen dürften, müssten alle Liturgieelemente schnell aufeinanderfolgen. „Und jetzt räuspern Sie sich noch einmal alle kräftig, bevor das rote Licht angeht und die Aufnahme beginnt.“
Als das Licht leuchtet, gibt Winter eine Einführung für die Hörer am Radio. Er erklärt die geografische und kirchliche Zugehörigkeit der Gemeinde. Der Gemeindeteil Vörden gehöre zum Bistum Osnabrück, Neuenkirchen selbst zum Offizialatsbezirk Oldenburg und damit zu Münster. 1159 sei Neuenkirchen als eigenständige Gemeinde gegründet worden, von 1651 bis 1889 sei die Kirche ein Simultaneum gewesen und damit von Katholiken und Protestanten genutzt worden. Bekannt sei Neuenkirchen auch durch das 1905 gegründete St.-Marien-Stift – seit 1974 Fachklinik für suchtkranke Männer - oder die 1953 eröffnete Clemens-August-Klinik als Fachklinik für Psychotherapie und Psychosomatische Medizin. Auch ein Caritas-Kinderheim gebe es hier. „Die kirchliche Gemeinschaft hier strotzt vor Lebendigkeit“, sagt Winter. Im vergangenen Jahr habe das heutige Kirchengebäude sein hundertjähriges Jubiläum feiern können.
Pfarrer Zumdohme spricht in seiner Predigt über die Liebe Gottes. „Du bist mein geliebtes Kind“, sei die grundlegende Botschaft von Gott an die Menschen. Gott sage Ja zu jedem Einzelnen, und in diesem Ja stecke eine Wertschätzung und Würde für jeden Einzelnen. Unabhängig von Konfession und Religion, erst Recht von Hautfarbe, Herkunft und sozialen Status komme jedem eine solche Würde zu. Er wünsche es allen, dass sie das gegenseitig erfahrbar und erlebbar machen.
Nach genau einer Stunde gehen die roten Lampen aus, die Anspannung ist vorüber. Nur die Orgel hört nicht auf. Organist Niebur-Ossenbeck läuft zur Hochform auf und schenkt den Gläubigen noch einige Minuten ein akustikgewaltiges kleines Konzert. „Ich danke Ihnen sehr für Ihre Teilnahme“, sagt Rat Winter schließlich zur Gemeinde. „Es war ein wunderbarer Gottesdienst mit Ihnen.“
Auch Aufnahmeleiterin Birgit Meyer ist zufrieden: „Hat alles wunderbar geklappt.“ Nur Pfarrer Zumdohme schaut auf die Uhr, er muss zurück in sein Pfarrbüro nach Damme. Der NDR hat dort für den Hörerservice eine Hotline geschaltet. Zumdohme wird noch einige Stunden mit Mitarbeitern aus seinem Pastoralteam Hörerfragen beantworten.
Ludger Heuer