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Seit 1668 eine Liebesbeziehung

17. September 2018 - Vechta

Südoldenburg feiert 350-jährige Zugehörigkeit zum Bistum Münster

Am 19. September 1668 unterzeichneten der Münsteraner Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen und der Osnabrücker Fürstbischof Ernst August von Braunschweig-Calenberg einen Kaufvertrag über das damalige Niederstift Münster. Für 10.000 Taler wechselte das Gebiet der damaligen Ämter Cloppenburg, Vechta und Meppen in die geistliche Regentschaft des Münsteraner Bischofs. Seit diesem Datum gehören die Ämter - heute Landkreise - Cloppenburg und Vechta vollständig zum Bistum Münster. Die weltliche Regentschaft besaß der Bischof von Münster schon länger. 1252 hatte er der Gräfin Jutta von Ravensberg das Gebiet des heutigen Landkreises Vechta und das Emsland abgekauft, im Jahr 1400 dem Grafen von Tecklenburg auch die dazwischen liegenden Gebiete. Dieses 350-jährige Jubiläum feierte gestern das Bischöflich Münstersche Offizialat in Vechta, das ohne diese Entwicklung 1831 nicht als eigenständiger Teil des Bistums Münster entstanden wäre, mit 150 Gästen aus Kirche, Politik und Wirtschaft.

Festgottesdienst in der KlosterkircheGroßansicht öffnen

Festgottesdienst in der Klosterkirche mit v.l. Dechant Berthold Kerkhoff (Löningen), Domkapitular Ulrich Beckwermet (Osnabrück), Propst Michael Matschke (Vechta), Diakon Franz-Josef Kröger(Lohne), Bischof Dr. Felix Genn und Weihbischof Wilfried Theising. Im Hintergrund die Vechtaer Georgsritter.

GeorgsritterGroßansicht öffnen

Georgsritter

Offi-ChorGroßansicht öffnen

Der Projektchor unter Leitung von Stefan Decker

AuszugGroßansicht öffnen

Auszug

Honig für den BischofGroßansicht öffnen

Ein Glas Honig aus Osnabrück für Bischof Felix

Prof. Hanschmidt beim VortragGroßansicht öffnen

Prof. Hanschmidt bei seinem Festvortrag

Dank an Prof. HanschmidtGroßansicht öffnen

Moderator Rat Bernd Winter dankt Prof. Hanschmidt für seinen Vortrag

„Ist dieses Datum überhaupt ein Grund zu feiern?“, fragte Bischof Dr. Felix Genn im Festgottesdienst in der Klosterkirche. Schließlich sei das Osnabrücker Domkapitel damals froh gewesen, mit dem Verkauf auch die Reibereien um diesen Landstrich loszuwerden. Die Feier fiele zudem in eine Zeit, in der dunkle Schatten auf der Kirche lägen, sprach er die jetzt bekannt gewordene Missbrauchsstudie an. „Wir feiern heute aber in ökumenischer Verbundenheit, wenn auch in dem Schmerz, dass wir noch nicht am Tisch des Herrn Gemeinschaft halten können“, sagte er zu den Vertretern der evangelisch-lutherischen Landeskirche zu Oldenburg, Oberkirchenrat Thomas Adomeit und Synodenpräsidentin Sabine Blütchen.

Weihbischof Wilfried Theising beschrieb im anschließenden Festakt in der Liebfrauenschule die Beziehung Südoldenburgs und später auch des ganzen Oldenburger Landes zum Bistum Münster als „Liebesgeschichte“. In den 350 Jahren habe das heutige Südoldenburg in staatlicher Hinsicht erst zum Bistum Münster gehört, dann ab 1803 zum (Groß-)Herzogtum Oldenburg, nach dem 1. Weltkrieg zum Freistaat Oldenburg, nach dem 2. Weltkrieg zum Land Niedersachsen. Doch in kirchlicher Hinsicht sei man immer beim Bistum Münster geblieben. Bestrebungen der Politik im Jahr 1995, aus dem Oldenburger Land ein eigenes Bistum zu machen, habe der damalige Münsteraner Bischof Reinhard Lettmann eine klare Absage erteilt. Auch Bischof Felix, der den niedersächsischen Teil seines Bistums häufig besuche, „ist ein Garant dafür, dass wir dieses Zusammengehörigkeitsgefühl haben.“

Einen humorvollen Gruß aus Osnabrück brachte Domkapitular Ulrich Beckwermet in Vertretung des erkrankten Bischof Franz-Josef Bode mit. „Sie hätten mich auch gar nicht einladen brauchen. Schließlich haben wir Sie ja verkauft.“ Als Gastgeschenk brachte er Honig von den Bienenstöcken des Priesterseminars mit, denn „manchmal ist ja doch ganz gut, wenn man einander klebt“.  

Die historische Einordnung dieses 1668 geschlossenen Vertrages übernahm der Historiker Prof. Dr. Alwin Hanschmidt. Der Anstoß zum Verkauf der Region sei erstmals 1610 von einem Pfarrer aus Meppen gekommen, erklärte er. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts habe sich das Bistum Osnabrück bikonfessionell aufgestellt, weite Teile waren evangelisch geworden. Die Spannungen, die im Niederstift Münster seit dem Jahr 1400 zwischen den Bistümern Münster und Osnabrück herrschten – der Osnabrücker Bischof war Kirchenoberhaupt, der Münsteraner Bischof Landesherr – steigerten sich im 17. Jahrhundert mit konfessionellen Unterschieden noch einmal. Dem erfolgreichen Einzug der Reformation in weiten Teilen des Nordwestens setzte Ferdinand von Bayern, der 1612 Bischof in Münster wurde, eine strenge Rekatholisierung entgegen. 1668 kam es schließlich nach wiederholten Drängen einiger Pfarrer zum Verkauf des Unruheherdes. Die 10.000 Taler, so erklärte Hanschmidt, seien streng genommen kein Verkaufspreis, sondern Entschädigungszahlen, die der evangelische Bischof von Osnabrück Ernst August seinen Domkapitularen für den Verlust von Einnahmen aus dieser Region zahlen musste. Fürstbischof Christoph Bernhard von Galen zögerte nicht lange, seine neuen Rechte wahrzunehmen. 1668 machte er die ersten schriftlichen Visitationsabfragen. 1671 unternahm er seine erste Visitationsreise in das Niederstift Münster.

Ludger Heuer