Pastorale Räume: Der Rahmen, in dem Zukunft wachsen wird
13. Juni 2023
Nach umfangreichen Informationen und konstruktiven Gesprächen sind jetzt die Pfarreien am Zug: Die Pastoralen Räume starten im Oldenburger Land zum Jahreswechsel als Kirchengemeindeverbände. Gemeinsam können die Pfarreien die Seelsorge der Zukunft entwickeln – und gemeinsam können wichtige Verwaltungsaufgaben abgesichert werden.
Foto: BMO/Ebert
Konzentriertes Zuhören und engagierte Debatte: Regionalkonferenz in Cloppenburg.
Oldenburger Land. Umfangreiche Information, konstruktive Gespräche, ein klarer Weg nach vorne: Im Prozess zur Entwicklung pastoraler Strukturen im Bistum Münster hat die katholische Kirche im Oldenburger Land jetzt ein neues Kapitel aufgeschlagen. Im Mai und Juni haben Vertreter des Bischöflich Münsterschen Offizialates (BMO) auf sechs Regionalkonferenzen mit Delegierten aus allen Pfarreien im Oldenburger Land über bisherige Erkenntnisse und kommende Schritte bei der Einführung der Pastoralen Räume beraten.
Die Regionalkonferenzen fanden in Barßel, Cloppenburg, Damme, Delmenhorst, Goldenstedt und Varel statt. Zuvor hatten auch intensive gemeinsame Beratungen in den Gremien der katholischen Kirche im Oldenburger Land, dem Pastoralrat und dem Kirchensteuerrat, stattgefunden.
Anlass für die Einführung der Pastoralen Räume ist eine deutliche Veränderung der Rolle von Glaube und Kirche in der Gesellschaft. In der Folge werden in den kommenden 15 Jahren die Zahlen der aktiven Seelsorger und der Katholiken in der Gesellschaft sowie die wirtschaftlichen Ressourcen der katholischen Kirche deutlich sinken. Bischof Dr. Felix Genn hatte auf diesem Hintergrund im Jahr 2021 die Einführung der Pastoralen Räume initiiert, um einen Rahmen für die künftige Kirchenentwicklung zu setzen.
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Umbrüche in der Kirche aktiv gestalten: Dr. Markus Wonka.
Dr. Markus Wonka (Seelsorge-Chef im BMO), Projektleiter Günter Eilers sowie Finanzdirektor Michael gr. Hackmann machten auf den Regionalkonferenzen deutlich, dass es bei den künftigen Pastoralen Räumen vor allem um inhaltliche Fragen der Kirchenentwicklung gehe: Wie sieht die Seelsorge der Zukunft aus? Wie können Gläubige auch in Zukunft Liturgie feiern, wenn nicht mehr überall Priester oder Diakone immer präsent sein können? „Kirche hat immer wieder Umbrüche erfahren“, betonte Markus Wonka auf den Regionalkonferenzen. „Christen in den Pfarreien können Möglichkeiten finden, die frohe Botschaft auch unter anderen Rahmenbedingungen weiter zu verkünden. Wichtig ist, dass wir diesen Umbruch annehmen und aktiv gestalten.“
Der Rahmen für diese künftige Kirchenentwicklung im Oldenburger Land, die von allen Christen gemeinsam gestaltet werden wird, werden die Pastoralen Räume sein. „Grundlage ist und bleibt die Eigenständigkeit der Pfarreien“, betont Günter Eilers, Projektleiter für die Entwicklung der Pastoralen Räume. „Es braucht aber einen Rechtsträger, um gemeinsame Anliegen wie den Betrieb von Kitas, Friedhöfen und weiterem abzusichern und den komplexer werdenden Verwaltungsaufgaben auch mit künftig weniger Pfarrern gerecht zu werden.“
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Günter Eilers während der Diskussion in Barßel.
Nach flächendeckenden Informationsabenden in allen Pfarreien sowie nach intensiven Beratungen in den Gremien der katholischen Kirche im Oldenburger Land hatte das BMO im März erklärt, dass die Pastoralen Räume die Rechtsform eines Kirchengemeindeverbandes erhalten sollen. Die Kirchengemeindeverbände sollen zum 1. Januar 2024 durch Offizial und Weihbischof Wilfried Theising errichtet werden. Sie sind ein „Modell, dass rechtsverbindlich Kooperationen“ ermöglicht, sagte Wonka gegenüber den Delegierten auf den Regionalkonferenzen. Zugleich bietet ein Kirchengemeindeverband all die Vorteile einer Körperschaft des öffentlichen Rechts, die die Pfarreien bisher kennen.
Unter Berücksichtigung vieler Rückmeldungen aus den Kirchengemeinden haben Michael gr. Hackmann, Markus Wonka und Günter Eilers jetzt im Rahmen der Regionalkonferenzen deutlich gemacht, dass die gemeinsame Übernahme der Verantwortung für die katholischen Kindertagesstätten der Anlass und Start für die neuen Kirchengemeindeverbände sein wird. Vorausgesetzt, die Pfarreien beschließen den Beitritt zum jeweiligen Kirchengemeindeverband und damit die gemeinsame Trägerschaft der Kitas ab dem 1. August 2024, dem Start des Kindergartenjahres 2024/2025.
„Kitas sind wichtige Orte des Glaubens und des pastoralen Wirkens der Kirche vor Ort“, betont Dr. Wonka. Zugleich stellt Finanzdirektor gr. Hackmann klar: „Durch Personalmangel und immer weiter steigende Anforderungen an die Regulatorik ist die Trägerschaft von Kitas in den vergangenen Jahren immer komplexer geworden. Um diesen komplexen Anforderungen auch unter deutlich anderen Rahmenbedingungen gerecht werden zu können, können die Pfarreien künftig gemeinsam in ihrem Kirchengemeindeverband die Trägerschaft schultern.“
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Finanzdirektor Michael gr. Hackmann
Kirchengemeindeverband: Was heißt das konkret? Den Delegierten auf den Regionalkonferenzen wurden konkrete Details der Ausgestaltung des Verbandes erläutert: Der Kirchengemeindeverband wird geleitet durch eine Verbandsvertretung. Ihr gehören aus jeder Pfarrei der leitende Pfarrer und je ein weiterer Vertreter des Kirchenausschusses an. Die Verbandsvertretung ist weisungsbefugt gegenüber einem oder einer Ökonom/in, die das operative Geschäft des Kirchengemeindeverbandes leiten wird. Die Position Ökonom/in wird demnach künftig Dienstvorgesetzter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kitas sein. Bisher sind das in der Regel die leitenden Pfarrer.
Mit der Übergabe der Kitas werden alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kitas Angestellte des Kirchengemeindeverbandes. Mit den Leitungen der katholischen Kindergärten im Oldenburger Land sowie mit Rechnungsführerinnen und Rechnungsführern in den Pfarreien steht das Kita-Projektteam bereits seit Monaten im Kontakt.
Für sie gibt es keinerlei Risiko: „Durch den Betriebsübergang nach Paragraph 613a im Bürgerlichen Gesetzbuch bleiben alle Rechte und Pflichten der Mitarbeitenden gewahrt“, versichert Finanzdirektor Michael gr. Hackmann. Das Gleiche gilt für die Rechnungsführerinnen und Rechnungsführer. Auch sie werden künftig unter Wahrung aller Rechte beim Kirchengemeindeverband angestellt sein; trotzdem werden sie auch weiterhin in den Pfarreien weitere Aufgaben übernehmen. „Ganz sicher können alle erstmal an ihrem Schreibtisch in ihrem Büro bleiben“, versichert gr. Hackmann. Grund zur Sorge gibt es keinen.
Und die Position des Ökonom? „Klar ist: Langfristig werden die Pfarreien als Mitglieder des Kirchengemeindeverbandes selbst über die Besetzung der Position entscheiden“, versichert Projektleiter Günter Eilers. Für die ersten anderthalb Jahre, das heißt vom 1.1.2024 bis zum 1.8.2025, wird das BMO vorrübergehend eigene Mitarbeitende als Ökonom stellen, um die Kirchengemeindeverbände vor einem hohen Anstellungsrisiko zu schützen. „Außerdem können die Verbandsmitglieder - also die Pfarreien - in Ruhe gemeinsam das Profil und die Aufgaben des Ökonoms definieren und nach einer passenden Person suchen“, betonten Eilers und gr. Hackmann im Gespräch mit den Delegierten.
Auch wenn eine verlässlich und solide aufgesetzte Verwaltungsstruktur unerlässlich ist: „Im Zentrum steht die Zukunft der Pastoral“, betont Eilers. Dafür soll es bis zum 31.12.2025 in allen künftigen Pastoralen Räumen sogenannte Prozessgruppen geben. Diese werden die Fragen der inhaltlichen Gestaltung und der Kirchenentwicklung erarbeiten – gemeinsam mit den Pfarreiräten und den Pastoralteams.
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Mechthild Pille steht als Prozessbegleiterin zur Verfügung.
Wie geht es weiter? Projektleiter Eilers hat den Delegierten einen ambitionierten Zeitplan vorgeschlagen. Damit die Kirchengemeindeverbände zum 1.1.2024 gegründet werden können, wird von allen Pfarreien bis Ende September ein klares Votum für den Beitritt zum Kirchengemeindeverband und für die Übertragung der Kita-Trägerschaft erbeten. Alle dafür notwendigen Vorlagen sowie umfangreiche Informationsmaterialien gehen den Pfarreien bis Mitte Juni zu.
Und: Antworten auf viele Fragen, die sich rund um die Kirchenentwicklung, die Pastoralen Räume und die Errichtung von Kirchengemeindeverbänden stellen, finden Sie auf der Seite des Bischölich Münsterschen Offizialates. Fragen, die bisher nicht beantwortet werden, nehmen Projektleiter Günter Eilers und Pressesprecher Philipp Ebert gerne entgegen unter presse@bmo-vechta.de
Info:
Wenn Sie weitere Informationen zur Kirchenentwicklung und zu den Pastoralen Räumen suchen, besuchen Sie bitte die Schwerpunktseite des BMO. Dort finden Sie etwa Details zu Grundsätzen, Prognosen und vielem mehr.
Alle Pfarreien werden auch weiterhin intensiv durch die für sie zuständigen Prozessbegleitungen betreut. Wer das ist, lesen Sie hier.
Informationen bietet das BMO auch im Newsletter zur Kirchenentwicklung, für den Sie sich hier anmelden können.
Mitglieder von Kirchenausschüssen und Pfarreiräten, die bisher noch nicht das Intranet der Katholischen Kirche im Oldenburger Land nutzen, sind eingeladen, ab sofort auch diesen Kanal zu nutzen, um aktuelle Informationen zu erhalten.
Philipp Ebert, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des BMO
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Regionalkonferenz des Pastoralen Raumes Wilhelmshaven in Varel.
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Die Gremien der katholischen Kirche im Oldenburger Land, hier bspw. der Pastoralrat, beraten immer wieder intensiv über die Kirchenentwicklung.