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Nur das Gebäude, nicht die Kirche geschlossen

31. März 2019

Weihbischof profaniert St. Josef Kirche in Rodenkirchen

1952 hatte der damalige Offizial Heinrich Grafenhorst die kleine St. Josef Kirche geweiht. Der katholische Kirchenbau in der mehrheitlich protestantischen Wesermarsch war nötig geworden, weil sich hier nach dem Zweiten Weltkrieg viele katholische Vertriebene niedergelassen hatten.

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Fürbitten

Am AltarGroßansicht öffnen

Am Altar v.l. Diakon Christoph Richter, Weihbischof Wilfried Theising und Pfarrer Karl Jasbinschek.

Kurz vor dem AuszugGroßansicht öffnen

Kurz vor dem Auszug - Diakon Christoph Richter (mit dem Allerheiligsten in der Hand), Weihbischof Wilfried Theising und Pfarrer Karl Jasbinschek.

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Schlusssegen

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Beim Auszug nimmt Diakon Christoph Richter (neben Weihbischof Theising) das Allerheiligste mit

Diakon Richter mit dem AllerheiligstenGroßansicht öffnen

Diakon Christoph Richter verlässt mit dem Allerheiligsten die Kirche. Im Hintergrund treten Pfarrer Karl Jasbinschek und Pfarrerin Birgit Fass aus der Kirche

Kirchenansicht außenGroßansicht öffnen

Kirchenansicht außen

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Kirchenansicht innen

In den letzten Jahren wurde die Kirche aber kaum noch besucht. Von 3.386 Katholiken in der Kirchengemeinde St. Willehad Nordenham, zu der Rodenkirchen seit acht Jahren gehört, leben hier 463. Ende letzten Jahres hatte der Kirchenausschuss einstimmig die Schließung der Kirche beschlossen und den Antrag auf Profanierung gestellt. Seit dem 1. Januar 2019 gibt es hier keine Gottesdienste mehr. Heute nahm Weihbischof Wilfried Theising im Namen von Bischof Dr. Felix Genn die Profanierung (Entweihung) vor. Zu dem feierlichen Gottesdienst in der gut besuchten Kirche kamen auch viele Gläubige aus Nordenham und Burhave.  

Die Geschichte der Kirche sei für viele Menschen wichtig und bedeutsam gewesen und sie sei es immer noch, sagte Pfarrer Karl Jasbinschek zur Begrüßung. „Wir werden die Kirche nicht aufgeben, sondern gehen mit unserer Gottesdienstgemeinde jeden 2. und 4. Mittwochnachmittag in den nahen Friesenhof.“ Ab Pfingsten werde es zudem einen Boni-Bus-Shuttle zum Sonntagsgottesdienst nach Nordenham geben. Er würde sich freuen, wenn das Angebot angenommen werde, „denn Menschen sind die lebendigen Bausteine der Kirche Christi“. Ausdrücklich dankte er der evangelischen Pfarrerin Birgit Fass, die den katholischen Mitchristen angeboten hatte, die evangelische Kirche bei Bedarf zu nutzen. Und er dankte herzlich den Ehrenamtlichen, die sich lange um die Kirche und Gottesdienste in Rodenkirchen gekümmert hatten - unter ihnen das Küsterehepaar Alina und Alfred Michalski, Anna Fiedler und die Musiker Elena Attomei und Dr. Stefan Wegner.

Es sei kein schöner Anlass, wenn man zusammenkommt, um eine Kirche zu schließen, sagte Weihbischof Theising. „Gott sei Dank ist das im Oldenburger Land ein sehr seltenes Ereignis, und ich bin sicher, dass es auch in Zukunft selten bleiben wird.“ Aber für die Menschen hier sei es ein Einschnitt. „Wir wollen aber mit einer Perspektive nach Hause gehen und kein Trübsal blasen.“ Hier treffe uns zum einen die Demografie, zum andere eine andere Haltung zum Gemeindeleben, sagte Theising. „Wir müssen jedem Menschen die Freiheit in seinem religiösen Leben lassen. Auch wenn sich die Menschen entscheiden zu gehen.“ Jeder Mensch stehe in der Liebe Gottes, egal wie er sich verhalte. Bezugnehmend auf das Gleichnis vom verlorenen Sohn, in dem der Vater seinen lange abwesenden Sohn freudig aufnahm, betonte Theising: „Auch wir als Kirche müssen so handeln und unsere Kirchen für alle offen halten. Selbst für die, die ausgetreten sind.“ Es sei wichtig, dass alle Christen zusammenhalten würden, auch über die Konfessionsgrenzen hinweg.

Der Kirchenpatron St. Josef werde weiterhin die Menschen in Rodenkirchen begleiten, machte er den Gläubigen Mut. „Wir schließen die Kirche nur als Gottesdienstraum. Das heißt aber nicht, dass wir alles aufgegeben. Kirche lebt von mehr als einem Gebäude. Kirche lebt von Menschen, dem Miteinander und der Beziehung zu Gott.“ Er rief die Menschen dazu auf, diese Beziehung am Leben zu halten. „Dann werden Sie auch weiterhin eine gute und gesegnete Zukunft haben.“

Was mit dem Gebäude passiere, sei noch unklar, sagte Theising, nachdem er das Profanierungsdekret vorgelesen hatte. Die Kirchengemeinde und das Bischöflich Münstersche Offizialat wollten das in Ruhe überlegen. Über Anregungen aus der Gemeinde sei man aber dankbar.

Beim anschließenden Auszug nahm Diakon Christoph Richter das Allerheiligste (den Kelch mit den Hostien) aus dem Tabernakel mit. Die Kirche St. Josef ist ab sofort kein sakraler Raum mehr.

Ludger Heuer