„Wenn früher ältere Kinder getauft wurden, haben wir es in die Erstkommunionfeiern eingebunden“, sagt Pastoralreferentin Ingrid Liebermann. Das passte aber nicht so gut. Und auch die Einbindung in normale Tauftermine war nicht geeignet. „Schließlich haben ältere Kinder anders als Säuglinge Fragen zum Sakrament und zur Feier.“ So entstand die Idee, für diese Täuflinge einen eigenen Tauftermin anzubieten, an dem auch ihre Paten und Familienangehörigen teilnehmen können. „Es haben sich auch schon mehrere von ihnen gemeldet, die den Gottesdienst musikalisch begleiten wollen“, freut sie sich. Zum zweiten Mal findet diese Feier jetzt hier statt. Im weiten Umland kennt Liebermann nichts Vergleichbares. Fünf Mal treffen sie und die Katechetin Ulrike Bagge die Gruppe. Dabei besprechen sie mit den Täuflingen, die je nach Grundschule unterschiedliche Vorkenntnisse mitbringen, Bibeltexte und die Bedeutung des Kreuzzeichens „als das kürzeste Glaubensbekenntnis“. Beim ersten und jetzt, beim letzten Termin, sind auch die Eltern dabei.
Die Gruppe kennt sich, alle begrüßen sich herzlich. Im großen Stuhlkreis sitzen Smilla, Lisa, Ole, Jonathan, Rike und Jannik mit ihren Eltern zusammen, zwischen ihnen Ingrid Liebermann, Ulrike Bagge und Pfarrer Dr. Rainer Groothuis. Das Zusammentreffen beginnt mit einem Lied am Taufbecken. Groothuis erklärt den Täuflingen anschließend die Buchstaben und Symbole der Taufkerze, die Bedeutung des Chrisamöls und die Taufutensilien. „Ihr bekommt das Licht von der Taufkerze und sollt selbst wie eine Kerze für Jesus brennen.“ Bei Säuglingen taufe er immer mit der Hand, erklärt er ihnen. „Bei Euch nehme ich aber die Kanne, damit auch etwas Wasser über Euch fließt und ihr etwas merkt“.
Warum wollen Kinder mit 10 oder 12 Jahren überhaupt getauft werden? Warum haben ihre Eltern sie nicht als Säuglinge taufen lassen? Das kann viele Gründe haben, weiß Liebermann. Generell kommt das mehr in der Diaspora vor. Die Eltern haben vielleicht wenig Bezug zur Kirche, eine andere oder gar keine Konfession oder sie möchten ihre Kinder später selbst entscheiden lassen, ob sie einer Kirche beitreten wollen.
So ist es auch bei Bianca Kallmeier. Die 45-jährige Grundschullehrerin ist evangelisch getauft, aber ohne großen Religionsbezug aufgewachsen. Ihr Mann ist konfessionslos. Ihre Kinder Ole (9) und Lisa (7) besuchten erst den katholischen St. Stephanus-Kindergarten, jetzt die Katholische Grundschule Eversten. Dort kommen sie immer wieder mit Religion und Glauben in Berührung. Ihre Mitschüler sind alle getauft. Vor einem Jahr sagte Ole: „Ich auch“. Was die evangelische Mutter am Katholischen fasziniert? Das sei nicht der Punkt, meint sie, „Ich finde es aber wichtig, einen Glauben zu haben. Das gehört einfach dazu und gibt Kraft.“ Die Konfession sei ihr dabei nicht so wichtig. „In unserer Gesellschaft kommen wir aus vielen Kirchen zusammen. Sie haben so viele Gemeinsamkeiten, da sollten wir nicht immer nur nach Unterschieden schauen. Jesus hat schließlich alle lieb“, lacht sie.
Ludger Heuer
Aktuelles
Mit der Kanne statt mit der Hand
12. November 2018 - Oldenburg
In St. Willehad werden auch Jugendliche getauft
Bei einer Taufe stehen in der Regel junge Eltern mit einem schlafenden oder schreienden Säugling am Taufbecken. Mal alleine, mal in einer Gruppe. In der katholischen Kirche St. Willehad gibt es eine weitere Form der Tauffeier. Hier stehen die Täuflinge selbst mit ihren Eltern am Taufbecken. Und viele von ihnen sind schon Jugendliche. Denn in St. Willehad werden auch ältere Kinder und Jugendliche getauft. Ihr Alter liegt in diesem Jahr zwischen acht und 14 Jahren.