Die vier Jahre bis zur Weihe waren sehr zeitintensiv. Alle zwei Wochen bearbeiteten sie in Stapelfeld theologische Lehrbriefe des Würzburger Fernkurses. Einmal im Monat traf sich die Gruppe mit ihren Familien in Münster. „Da konnte ich nicht immer mit. Wir wollten, dass der Alltag der Kinder normal weiterging. Aber ich habe meinem Mann immer den Rücken freihalten,“ sagt seine Ehefrau. Den Aufwand bereuen beide aber nicht, es war schließlich eine bewusst gewählte Aufgabe.
„Nach der Weihe geht man mit einem anderen Auftrag an Aufgaben heran,“ hat es Kröger erlebt. Pfarrer Büscher hat ihn immer sehr unterstützt und machen lassen. „An diese neue Rolle musste ich mich aber erst gewöhnen.“ Kröger machte alles, was ein Diakon darf. Heute, als Rentner, engagiert er sich vor allem im Bereich Senioren und Caritas, Trauerbegleitung, Hospizgruppe und der Bestattung von Stillgeburten. Er ist Ansprechpartner für die Kita St. Michael und betreut die Homepage der Kirchengemeinde St. Gertrud. 2004 wählten ihn seine Oldenburger Kollegen zu ihrem Sprecher.
Immer wieder kommt sein Amt mit nach Hause. Vorbereitungen, kleinere Besprechungen, selbst Trauergespräche. Die möchte er aber gerne aus seinem privaten Umfeld heraushalten. Seit fünf Jahren ist der 68-Jährige in Rente. Sein Ehrenamt hat sich inzwischen zu einer Halbtagsbeschäftigung ausgewachsen. Gleich nach unserem nachmittäglichen Gespräch (das wir noch vor der Corona-Krise führten) hat er eine Hauskommunion, einen Besuch bei einem 90. Geburtstag und ein Taufgespräch. Und abends die Caritassitzung.
Ein solches Amt macht bekannt in der Gemeinde. Vor seiner Weihe sei sie in der Kirchengemeinde recht aktiv gewesen, erzählt Cornelia. Sie hat Familiengottesdienste organisiert und war im Pfarreirat. Als sie 1978 geheiratet haben, hieß es zuerst über Franz-Josef: Das ist der Mann von der Kindergartenleiterin. Heute sei es umgekehrt, lacht sie. Jetzt ist sie die Frau vom Diakon.
Cornelia (63) lässt sich durchaus gerne ins Gemeindeleben einbinden, das zeitaufwändige Engagement ihres Mannes kann sie gut mittragen. „Es tut ihm gut und hält ihn fit.“ Als Leiterin eines Kindergartens und Vorsitzende der Katholischen Erziehergemeinschaft Niedersachsen hat sie selbst genug zu tun. Im kommenden Jahr aber geht sie in Rente. Wie sie das Amt ihres Mannes dann sieht, weiß sie noch nicht.
Hatte Kröger als Leiter des Sozialamtes manchmal mit Klienten zu tun, die er auch als Diakon seelsorgerlich betreute? Gab es Interessenskonflikte? Ja, das kam vor und sei nicht immer leicht gewesen, gibt er zu. Er habe sich an Vorschriften halten müssen, konnte aber Spielräume nutzen. Solche Situationen haben ihm einige schlaflose Nächte beschert. Gerade im Bereich der Flüchtlingshilfe hätte er einige Dinge gerne anders entschieden. „Mir liegt viel daran, dass Menschen die Hilfe benötigen, Hilfe bekommen.“ Jetzt als Rentner kann er sich frei von Vorgaben in der Flüchtlingshilfe engagieren.
„Aber ich würde es immer wieder machen“, sagt Kröger in der Gesamtbilanz. Als Diakon hat er viele soziale Kontakte und positive Eindrücke bekommen. „Das ist einfach schön.“
Ludger Heuer