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Griechisch, Hebräisch und Latein

31. März 2020 - Vechta, Münster

Neues Sprachenjahr macht Lust auf Theologiestudium

Seit September letzten Jahres wohnen fünf junge Studierende im Collegium Borromaeum, dem Priesterseminar nahe des Münsteraner Doms, zusammen auf einem Flur. Zwei Frauen, drei Männer. Sie teilen sich eine Gemeinschaftsküche und ein Wohnzimmer, leben wie in einer WG zusammen. Und sie teilen eine wichtige Leidenschaft: Alle wollen Theologie studieren, zwei der Männer möchten Priester werden. Eine der Studentinnen ist Marike Imwalle (20).

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Marike Imwalle macht zurzeit ein Gemeindepraktikum in der Katholischen Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt Vechta

Die fünf jungen Leute sind Teilnehmer des sogenannten Sprachenjahrs. Vor einem Jahr wurde dieses Modell eingeführt. Es beinhaltet Intensivkurse in Latein, Griechisch und Hebräisch und ist dem Theologiestudium vorgeschaltet. Auch ein mehrwöchiges Gemeindepraktikum gehört dazu. Das absolviert die gebürtige Bakumerin zurzeit in der Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt Vechta.  

Zwei Sprachen sind in dieser Zeit Pflicht. Wer schon in der Schule Latein gehabt hatte, kann die beiden anderen Sprachen nehmen. Ansonsten gehört Latein dazu. Imwalle hatte im ersten Semester Latein und Hebräisch genommen, im zweiten Semester will sie Griechisch belegen. Parallel macht sie dann wie die anderen Studenten ein Pflegepraktikum in einem Altenheim oder Krankenhaus. „Das wird anstrengend, aber ich nehme es in Kauf“. Immerhin kann sie nach dem Griechischkurs auch Quellen im Originaltext lesen. Die Sprachkurse finden an der Universität statt. Im Borromaeum gibt es begleitende Einführungskurse zur Philosophie und Eucharistie.

Marike Imwalle war über einen kleinen Umweg hierhergekommen. 2017 hatte sie ihr Abitur an der Liebfrauenschule Vechta gemacht. Dann begann sie ein Jurastudium in Göttingen, merkte aber bald, dass es ihr nicht lag. Den entscheidenden Impuls bekam sie bei einem Freiwilligen Sozialen Jahr im Wallfahrtsort Vallendar bei den Schönstattschwestern. Als „Mädchen für alles“ betreute sie dort die Pilgerzentrale und Pilgergruppen, bereitete Großveranstaltungen mit vor. „Über ein Theologiestudium hatte ich allerdings schon länger nachgedacht“, sagt sie. Nicht umsonst hatte sie in Oberstufe Religion-Leistungskurs genommen. In Vallendar habe sie immer wieder ihre Neigungen gesucht. „Letztendlich hat mich die Theologie nicht mehr losgelassen.“

Wie wohnt es sich jetzt als Frau in der Männerwelt des Borromaeum? Das sei ganz ok, sagt die junge Studentin. Neben den Teilnehmerinnen des Sprachenjahrs seien auch drei Frauen im Haus, die das Orientierungsjahr machten. „Im Übrigen haben wir weibliche Verstärkung beim Personal“, lacht sie. Es sei eine angenehme Atmosphäre. Die Rückmeldung ihrer männlichen Mitstudenten bekräftigen das. „Schön, dass Ihr hier seid“, hört sie immer wieder. So gibt es auch andere Gesprächsthemen.

Das Wohnen im Priesterseminar findet sie ganz angenehm. Drei Mahlzeiten am Tag, die sie aber nicht wahrnehmen muss. Sie kann beliebig rausgehen, das Münsteraner Studentenleben genießen oder Besuch empfangen. Einzige Bedingung: Nicht über Nacht. In ihren Freundeskreis, den sie auch außerhalb des altehrwürdigen Gebäudes pflegt, sei es manchmal erklärungsbedürftig, wo sie wohnt, was das Borromaeum eigentlich ist. Doch dann hört sie oft: „Oh, cool.“

Für Marike Imwalle war es die richtige Wahl. Nach dem Sprachenjahr will sie auf jeden Fall Theologie studieren.

Ludger Heuer