Im Interview sprechen Pfarrer Dr. Marc Röbel, Leiter der Fachstelle, und Dr. Markus Wonka, Seelsorge-Leiter im Offizialat Vechta, über Themen, Aufgaben und Wünsche für die neue Fachstelle.
Herr Dr. Röbel, das erste Programm der Fachstelle für Pastorale Bildung und Begleitung liegt jetzt vor. In Überschriften gesprochen: Was finden wir darin?
Dr. Röbel: Eine Überschrift könnte lauten: Bildung ist ein Schlüssel der Pastoralentwicklung. Für die Fachstelle kommt ein weiterer Schlüsselgedanke hinzu: „Kirche in Kontakt“ – zum Beispiel mit der konkreten Welt, die uns umgibt. Deshalb liegt ein erster Schwerpunkt der Arbeit der Fachstelle darauf, unseren jeweiligen „Sozialraum“ zu verstehen: Wo sind wir als Christinnen und Christen hingestellt? Welche Bedürfnisse haben Menschen dort, wo wir Kirche sind? Welche Art von Pastoral braucht es dort?
Dann nehmen wir die Förderung von Engagement und Charismen in den Blick. Schließlich geht es nicht darum, mit Ehrenamtlichen irgendwelche Lücken zu stopfen, sondern bestehende Charismen zu erkennen und zu fördern.
Wichtig ist natürlich, dass unser Handeln eine spirituelle Grundlage hat, deshalb haben wir auch hier einen Tätigkeitsschwerpunkt. Auch in diesem Bereich machen wir Angebote der Qualifizierung, denn unsere Pastoralentwicklung soll mehr sein als reines „Pastoralmanagement“. Im Bereich der Katechese setzen wir zunächst auf die Vernetzung der guten Arbeit vor Ort. Im Bereich der Liturgie bieten wir Qualifizierungskurse an, etwa für Küsterinnen und Küster, Kommunionhelfer – aber auch für die Leitung von Wort-Gottes-Feiern. Wir möchten Ehrenamtliche in allen Felder kirchlichen Handelns stärken.
Und abschließend haben wir noch den großen Bereich der Angebote für Lebensformen und Lebensphasen: Angebote für Paare, für Familien und für queere Menschen.
Im Vorwort schreiben Sie: Die Zukunft der Kirche ist offen, auch wenn die große Zeit der Volkskirche der Geschichte angehöre. Trotzdem verbreiten Sie Optimismus. As welchem Hoffnungs-Reservoir schöpfen Sie?
Dr. Röbel: Aus konkreten Erfahrungen. Auch wenn wir als Kirche, wie ich gelegentlich sage, „fortlaufenden Erfolg“ haben: Wir erleben dennoch einen hohen Anteil motivierter und engagierter Christen. Wir sehen das beispielsweise am hohen Interesse an unseren Kommunionhelferkursen. Darin erkennen wir: Es gibt einen großes Verlangen nach kirchlichem Handeln, gerade auch nach Liturgie.
Herr Dr. Wonka, die Entwicklung der Pastoralen Räume im Oldenburger Land ist nicht nur ein Strukturprozess, sondern ganz maßgeblich auch Pastoralentwicklung. Welche Rolle spielt die Fachstelle darin?
Dr. Wonka: Die Pastoralen Räume werden so entwickelt, dass sie das kirchliche Leben vor Ort subsidiär unterstützen sollen. Die Pastoralen Räume ermöglichen Kooperation und Netzwerkarbeit. In diesem Sinne ist die Fachstelle eine Hilfsstruktur, die Menschen vor Ort darin unterstützt, ihr christliches Leben mit den je individuellen Charismen zu unterstützen. Klar ist: Die Angebote der Fachstelle sind weder ein Zwangsprogramm noch ein Ersatz für christliches Leben vor Ort. Vielmehr sind sie eine Begleitung, um Gemeinden bei der eigenverantwortlichen Gestaltung von Kirche vor Ort zu unterstützen.
Manche Aufgabenbereiche der Fachstelle bilden einen neuen Schwerpunkt. Andere Tätigkeiten wurden jetzt von der Abteilung Seelsorge im Bischöflich Münsterschen Offizialat auf die Fachstelle übertragen. Worin unterscheidet sich künftig die Arbeit zwischen Offizialat und Fachstelle?
Dr. Wonka: Wir haben jetzt eine Dreiteilung: Die Fachstelle für Pastorale Bildung und Begleitung übernimmt Bildungsaufgaben als Unterstützung für die Kirchenentwicklung in den Pfarreien und Pastoralen Räumen. Die Abteilung Seelsorge im BMO hat im Erwachsenenbereich ihre Bildungsaufgaben weitgehend an die Fachstelle übertragen. Der Fokus der Abteilung Seelsorge in der Erwachsenenarbeit liegt daher künftig auf der Prozessbegleitung in der Pastoralentwicklung sowie auf der Wahrnehmung hoheitlicher Aufgaben. Daneben haben wir mit der Katholischen Akademie Stapelfeld und dem St. Antoniushaus zwei starke Bildungshäuser, die das Fenster der katholischen Kirche zur Gesellschaft sind.
Bildungsangebote für Kirche vor Ort gibt es künftig also schwerpunktmäßig in der Fachstelle?
Dr. Wonka. Genau. Uns war wichtig, die Kräfte einerseits zu bündeln und die Aufgaben der verschiedenen Institutionen der Katholischen Kirche im Oldenburger Land sinnvoll zu profilieren. Zugleich möchte ich betonen: Die Fachstelle hat ihr Programm im Auftrag und in enger Abstimmung mit dem Offizialat entwickelt. Für diese gute Zusammenarbeit bin ich sehr dankbar!
Herr Dr. Röbel, wer sind die Zielgruppen der Arbeit der Fachstelle?
Dr. Röbel: Ehren- und hauptamtlich Engagierte in den Pfarreien, aber auch Mitarbeitende in kirchlichen Einrichtungen und Mitglieder kirchlicher Gremien. Schließlich verändern sich in unserer Zeit auch Rollenbilder und Zuständigkeiten. Wir werden eine Kirche der vielen Gesichter.
Und wo können Interessierte auf die Angebote der Fachstelle zurückgreifen?
Dr. Röbel: Viele Angebote im Programm finden in den kirchlichen Bildungshäusern statt, vor allem in der Katholischen Akademie Stapelfeld und dem St. Antoniushaus in Vechta oder in anderen Einrichtungen. Aber: Wenn Bedarf besteht, wird das Team der Fachstelle natürlich auch an anderen Orten in der Region aktiv. Wir kommen auch gerne in die Pfarreien und die Pastoralen Räume. Jeder kann uns einfach ansprechen!
Das Programm der Fachstelle, so steht es im Nachwort, versteht sich als ein „Herantasten an das, was wir vielleicht benötigen“. Heißt das, es gibt keine fertigen Pläne, wie Kirche im Pastoralen Raum aussehen kann?
Dr. Röbel: Ich antworte mal biblisch: Wer kennt schon den genauen Weg ins Gelobte Land? Wir ziehen in ein unbekanntes Land, ohne alle Koordinaten zu kennen. Die Bibel erzählt von den Kundschaftern, die das Neuland begehen ohne alle Koordinaten zu kennen. Die wichtigsten Orientierungspunkte werden für uns die Bedarfe sein, die wir bei den haupt- und ehrenamtlich Engagierten entdecken werden. Vieles davon ist jetzt schon deutlich erkennbar, anderes wird sich auf dem Weg zeigen. Unser erstes Fachstellen-Programm ist vor allem ein Erkundungsinstrument.
Zum Abschluss: Was wünschen Sie der neuen Fachstelle und ihrem Publikum?
Dr. Röbel: Ich wünsche mir für die Fachstelle, dass die Angebote wahrgenommen werden – und angenommen! Ich wünsche mir, dass wir immer besser herausfinden, wo die Bedürfnisse der Christinnen und Christen liegen und dass wir so den „Markt“ der Bedarfe immer besser kennenlernen.
Dr. Wonka: Ich wünsche der Fachstelle, dass die Arbeit, die sich im Programm ausdrückt, in Pfarreien und den Pastoralen Räumen auf Resonanz stößt, sodass vor Ort konstruktive Entwicklungsprozesse für eine Kirche der Zukunft angestoßen werden.
Info: Weitere Informationen und das ganze Jahresprogramm finden Sie im Netz unter www.ka-stapelfeld.de/fachstelle
Das Interview führte Dr. Philipp Ebert, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit im Bischöflich Münsterschen Offizialat.