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Christen im Irak brauchen mehr Hilfe

10. Mai 2018

Begegnungen am Bistumsstand

Direkt neben der Überwasserkirche präsentieren sich die sechs Regionen des Bistums mit Ständen. Das Grundmuster ist immer gleich, als Baumaterial dienen einfache Holzpaletten. Bei jeder Region steht ein Turm, mit etwas Phantasie bildet er das untere Stockwerk eines Leuchtturms. Wer hineingeht, hört akustische Kostproben aus der Region. Für das Oldenburger Land sind es Möwen, Szenen vom Stoppelmarkt und von einem Bauernhof. Genug Anregungen, um über die Region zu reden. Dietmar Kattinger, der Auskünfte über das Oldenburger Land gibt, bleibt jetzt jedoch mit seinen Besuchen vor der Karte des Offizialatsbezirks hängen. Die drei Männer stellen sich als irakische Christen vor, und sie wollen viel über die Kirche in der Region wissen. Dann aber fangen sie selbst an zu erzählen.

Gespräch an der LandkarteGroßansicht öffnen

Dietmar Kattinger zeigt den irakischen Besuchern die Bistumskarte

Iraker berichtenGroßansicht öffnen

Und dann erzählen sie ihm etwas über den Irak

HörprobenGroßansicht öffnen

Wer sich in den Turm stellt, bekommt Hörproben aus dem Oldenburger Land.

Einer von ihnen, Filip Marko, spricht gut deutsch. Seit zwanzig Jahren lebt der Hotelfachmann und dreifache Familienvater hier. In seiner Kirchengemeinde St. Sebastian Nienberge kümmert er sich um sechs irakische Familien. Seine Begleiter, Raad Benjamin und Naser Abada, ein gelernter Koch, sind seit neun Monaten bzw. zweieinhalb Jahren hier. Ihr Aufenthaltstitel gelten für drei Jahre. Wo sie dann mit ihren Familien hin sollen, wissen sie noch nicht. Bis dahin besuchen sie Deutschkurse und hoffen auf Arbeitsmöglichkeiten. Die drei erzählen von ihrer Heimat im Nordirak. Sie stammen aus Alhamadamy, nahe der alten Stadt Ninive. Die meisten Christen sind in den letzten Jahren vom sogenannten Islamischen Staat aus dem Irak vertrieben worden, berichten sie. Nur noch wenige leben dort. Von ca. einer Million ist ihre Zahl inzwischen auf ca. 200.000 gefallen, schätzen sie.  
„Das tut weh“, erzählt Marko. Die eigene Kirche im Irak hätte ihre Mitglieder zu wenig unterstützt. „Sie war zu schwach, vielleicht auch zu ängstlich“, meint er.

Katholische Organisationen wie die Caritas und Misereor aus Europa und den USA hätten übernommen, was eigentlich Aufgabe vor Ort gewesen wäre. Unterstützung sein vor allem aus Frankreich, den Niederlanden und Deutschland gekommen. Selbst evangelische Kirchen aus dem Ausland würden helfen. „Wir brauchen nicht nur Essen oder Geld, sondern vor allem Solidarität“, ergänzt Raad Benjamin, dessen Deutsch für die kurze Zeit, die er hier lebt, recht gut ist. Er hat noch einen 16-jährigen Sohn im Irak, der nicht nachkommen darf. „Warum?“, fragt er. „Was soll der Junge alleine im Irak machen?“  

„Wir sind nicht gegen den Islam“, beteuert Marko. Aber wir wollen keine Ideologie. Die Christen gehören zu Iraks Geschichte“, sagt er. „Aber jetzt“, da ist er sich mit den beiden anderen einig, „haben die Christen im Irak keine Zukunft mehr.“
Ludger Heuer