Vor der in einer Monstranz, einem Schaugefäß, ausgestellten gewandelten Hostie kamen die deutschen und brasilianischen Weltjugendtagspilger und ihre polnischen Gastgeber zu sich und beteten schweigend und singend. Mit in der Pfarrkirche Polanica war auch eine Pilgergruppe aus Telgte im westfälischen Teil des Bistums Münster.
Jugendpfarrer Holger Ungruhe hatte den Teilnehmern im Vorfeld erklärt, worum es bei einer Anbetung geht. „Wir Christen glauben daran, dass uns in der Monstranz Jesus leibhaftig gezeigt wird“, erklärte er. Das heiße nicht, dass die Hostie im Gottesdienst zu einem Stück Fleisch werde. „In diesem Brot ist Jesus so wie er war präsent, mit seinem Wesen“, sagte Ungruhe. Es führt zurück auf das letzte Abendmahl vor Jesus Tod. Der Seelsorger machte das Angebot, während und nach der Anbetung zu Gesprächen zu ihm zu kommen oder auch die Beichte abzulegen.
Unmittelbar im Anschluss verwandelte sich die Atmosphäre in der Kirche. Die Band lud ein aufzustehen und mitzutanzen. Es funktionierte offensichtlich. „Beeindruckend, sehr emotional, es war so toll, dass wir trotz verschiedenen Sprachen miteinander feiern konnten“, fasste Raphael Olberding aus Cloppenburg seine Eindrücke des Abends zusammen. „Die Kommunikation klappte einfach, durch Bewegungen, Vormachen und Mitmachen“, sagte er.
Man konnte in diesen Stunden von Beginn der Anbetung bis zum Ende des Abends wohl so etwas wie den Geist der Weltjugendtage beobachten. Die Nationalitäten kamen sich näher. Im Tanz und im Gesang schienen die Grenzen und Unterschiede an Bedeutung zu verlieren. „Ich finde es großartig, dass es gelingt, erst eine tief spirituelle Anbetung zu haben, bei der alle dabei und davon ergriffen waren, und dann nahtlos in Tanzen und Feiern übergehen zu können“, zeigte sich Johannes Kühling begeistert. Wie Olberding gehört er zum ehrenamtlichen Organisationsteam der Fahrt. Dafür brauche es keinen separaten Ort. Beten und Feiern gehöre zusammen. „Kirche sein ist nicht nur sitzen, fromm gucken und beten.“ Kirche sei etwas lebendiges, das von Herzen kommt. Sie alle hätten erlebt, dass irgendwann der Funke übergesprungen sei. Wirklich fantastisch sei es gewesen, schwärmten im Anschluss einige Teilnehmer. "Wir haben zusammen gezeigt, dass man auch singend und tanzend Gott ehren kann", sagte Monsignore Antoni Kopacz und entließ die Gruppen mit einem Segen in die Nacht.