„Ich habe ihn mit einer unheimlichen Präsenz erlebt“, zeigt sich Studiendirektorin Mechthild Hellbernd (58) immer noch ganz begeistert von ihrem damaligen Kollegen. Obwohl klar gewesen sei, dass Wilmer nur kurz an der Schule bleiben würde, habe er sich „sofort auf die Leute eingelassen.“ Er war ständig zur Ansprache bereit und hilfsbereit. „Er hatte eine ganz tolle Art, auf Menschen zuzugehen.“ In der der Religionsfachgruppe habe er viele Impulse gesetzt. Als Beispiel nennt Hellbernd das einmalige Bibelprojekt im Februar 1997, an dem sich auch das Kolleg Sankt Thomas beteiligt habe. Ca. 120 Lehrkräfte, 1500 Schüler und zahlreiche Eltern hatten bei vielen Dutzend Veranstaltungen mitgemacht. Zentrale Aktion war eine 62-stündige Bibellesung, drei Tage fiel dafür der Unterricht aus. Auch die Orientierungstage mit ihm seien „sehr intensiv“ gewesen. So eine Art der Vor- und Nachbereitung habe es danach nicht wieder gegeben, sagt Hellbernd. „Jeder, der ihn aus dieser Zeit kennt, hat ein besonders Bild von ihm. Der Mann hat ein unglaubliches Charisma, er konnte unsere Schülerinnen toll ansprechen. Ich würde ihn sofort wieder einstellen“, lacht sie.
„Sehr kollegial, sehr verbindlich, sehr innovativ, sehr beliebt“, fällt Manfred Klostermann (61) ein, wenn er seinen früheren Kollegen beschreiben soll. „Er war damals der Star“, lacht der Physik- und Mathematiklehrer. „Er konnte das Kollegium mitnehmen.“ Wilmer habe das einmal sehr treffend beschrieben: Eine gute Leitung zeichnet sich dadurch aus, dass man Menschen dazu bringt, sie Dinge tun zu lassen, die sie nie tun würden, wenn man es ihnen befiehlt.“ Seinen Weggang hätten damals alle sehr bedauert, sagt Klostermann. Hin und wieder habe er Wilmer später noch getroffen.
Ins Schwärmen kommt auch Oberstufenkoordinatorin Christina Meyer. Die 36-Jährige kennt den neuen Hildesheimer Bischof aus Schülerperspektive. Sie war in der 8. und 9. Klasse, als er hierher kam. „Er hat wirklich viel bewegt.“ Damals war eine Schülermutter bei einem Unfall tödlich verunglückt. Wilmer hatte sich intensiv um die Klasse und die Familie gekümmert. „Er hat uns viel Halt gegeben.“ Er habe Interesse an jeder einzelnen gehabt. „Wir hatten wirklich das Gefühl, dass er uns ernst nimmt und versucht, alles durch Schüleraugen zu sehen. Er war einfach da. Das war schön.“ Als einmalig hat sie auch die Orientierungstage mit ihm in Hackis Hütte in Carum in Erinnerung. „Das hätten wir als Religionslehrer alleine gar nicht hinbekommen“, ergänzt Mechtild Hellbernd. Ein lustiges Erlebnis mit ihm? Oh, viele. Beim Abiball ist er mal als Frank Sinatra aufgetreten. Und hat „New York, New York“ geschmettert. „Einfach lebensfroh. Der Mann war eine wirkliche Bereicherung für uns. Die Hildesheimer können sich auf ihn freuen“, bekräftigt Hellbernd.
Ludger Heuer