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Über die Richtigkeit des jeweils Anderen

29. September 2025 - Oldenburger Land

Nachricht aus dem Offizialat: 19. Tag des Religionsunterrichtes hat in Stapelfeld stattgefunden

Jens Kuthe spricht vor den Religionslehrerinnen und -lehrernGroßansicht öffnen

Jens Kuthe, Leiter des Bereichs Religionsunterricht der Schulstiftung Bistum Osnabrück, sprach über die Kerncurricula Christlicher Religionsunterricht.

Das Foto zeigt Prof. Dr. Andreas Kubik-Boltres, Jens Kuthe, Anja Heckmann-Hollmann und Dr. Susanne KlingerGroßansicht öffnen

v. l. Prof. Dr. Andreas Kubik-Boltres, Jens Kuthe, Anja Heckmann-Hollmann und Dr. Susanne Klinger

19. Tag des Religionsunterrichtes 

Zum 19. Tag des Religionsunterrichtes kamen auf Einladung des Bischöflich Münsterschen Offizialates am Donnerstag mehr als 100 Religionslehrerinnen und -lehrer aus dem Offizialatsbezirk Oldenburg und darüber hinaus nach Stapelfeld. „Wir wollen gemeinsam erkunden, was es heißt, einen Religionsunterricht zu gestalten, der dieser Vielfalt gerecht wird – im Sinne eines dialogischen, offenen und bekenntnisorientierten Unterrichts,“ eröffnete Anja Heckmann-Hollmann, zuständige Referentin in der Abteilung Schule der katholischen Kirchenbehörde. 

Christlicher Glaube und unterschiedliche Weltanschauungen zeigten sich vielfältig, oft im Nebeneinander und manchmal in der gegenseitigen Spannung, sagte Heckmann-Hollmann. „Mit dem neuen Unterrichtsfach „Christliche Religion“, das inNiedersachsen nun eingeführt wird, betreten wir neue Wege. Evangelische und katholische Perspektiven begegnen sich im Unterricht,“ erklärte sie. In Impulsvorträgen und Workshops beschäftigten sich die Lehrkräfte, Studierenden und Pastoralen Mitarbeitenden in der Katholischen Akademie mit praktischen Fragen des Unterrichts und dem theoretischen Unterbau des neuentstehenden Fachs „Christliche Religion“. Im ersten Impulsvortrag sprachen Dr. Susanne Klinger und Prof. Dr. Andreas Kubik-Boltres in ökumenischer Zusammenarbeit über Unterschiede zwischen den Konfessionen und Selbst- und Fremdbilder. Klinger ist die Direktorin des Instituts Katholische Theologie an der Universität Vechta. Sie stellte heraus, dass es Wesentlich für den neuen Religionsunterricht sei, die Gemeinsamkeiten und Verschiedenheiten zu kennen und die Positionen der jeweils anderen Konfession sachlich korrekt vermitteln zu können. „Die jeweilige katholische und evangelische Eigenwahrnehmung und der Blick auf „die Anderen“ sind keineswegs deckungsgleich, sie klaffen vielfach doch recht drastisch auseinander“, erklärte sie. 

„Unterscheidungsmerkmale zwischen katholisch und evangelisch vor allem an den Lehrstreitigkeiten des 16. Jahrhunderts festzumachen, hieße tatsächlich ungeschichtlich zu denken,“ erklärte sie. Daraus entstehe ein verzerrtes Bild. „Was wir gemeinhin unter den Begriffen „Katholisch“ – „Evangelisch“ zusammenfassen, bilde keine konkret gelebten religiösen Wege ab“, sagte sie. „Katholisch“ und „evangelisch/protestantisch“ stellten zunächst einmal Abstraktionsbegriffe dar. Zur Vereinfachung nähmen diese Wesentliches in den Blick, sähen aber vom Besonderen weitestgehend ab. 

„Das durchaus Neue am geplanten „Christlichen Religionsunterricht“ ist die gemeinsame Verantwortung ein und desselben Unterrichts durch zwei Konfessionen bzw. Religionsgemeinschaften“, stellte Dr. Andreas Kubik-Boltres fest, Professor für Praktische Theologie und Religionspädagogik im Institut für Evangelische Theologie an der Universität Osnabrück. Kubik-Boltres sprach über die Behandlung der jeweils anderen Konfession im CRU. Für ihn sei dabei der Ansatz weiterführend, Konfessionen als eigene, individuelle Ausprägungen der gemeinsamen Christlichkeit zu deuten. „Konfessionen sind zunächst nicht ‚richtig‘ oder ‚falsch‘, sondern charakteristische Ausprägungen eines gemeinsamen Prinzips“, erläuterte er. Dies bringe die Notwendigkeit mit sich, die Richtigkeit des jeweils anderen bei aller bleibenden Verschiedenheit zu akzeptieren und an einer gemeinsamen Sprachform zu arbeiten. „Religionspädagogisch ist es daher für alle kooperativen Projekte und besonders auch für den CRU geboten, Besonderes zu bergen, um sich daran abzuarbeiten,“ fasste er zusammen. 

Den zweiten Impulsvortrag hielt Jens Kuthe, Leiter des Bereichs Religionsunterricht der Schulstiftung im Bistum Osnabrück. Als Mitglied der Kommission für die Entwicklung des Kerncurriculums für Grundschulen vermittelte und diskutierte er praktisch anschaulich Einblicke in den Stand der Entwicklungen der Grundlagenpapiere. 

„Begeistert haben mich das große Interesse, die tolle Stimmung während des Tages und die vielen zukunftsorientierten Fragen und Rückmeldungen“, resümierte Heckmann-Hollmann im Anschluss. „Ich freue mich darüber, gemeinsam mit den Lehrkräften einen Religionsunterricht zu gestalten, der Vielfalt nicht nur duldet, sondern lebt – aus dem Geist christlicher Offenheit und mit dem Mut zur Kooperation,“ sagte sie. 

Johannes Hörnemann