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„Hier ein Zuhause gefunden“

03. Oktober 2025 - Molbergen, Ermke/Oldenburger Land

Besuch im Flüchtlingsheim Ermke zur Woche der katholischen Flüchtlingshilfe

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Weihbischof Wilfried Theising (5.v.l.) besuchte mit Vertreterinnen und Vertretern des Caritas-Sozialwerks und des Landes-Caritasverbandes im Rahmen der bundesweiten Woche der katholischen Flüchtlingshilfe ein Wohnheim in Ermke bei Molbergen.

In dieser Woche begehen die katholischen Bistümer in Deutschland erstmals eine bundesweite Woche der “katholischen Flüchtlingshilfe”. Ziel der Woche ist es, die wertvolle Arbeit in der Begleitung geflüchteter Menschen sichtbar zu machen und Begegnungen zu fördern. Der Zeitraum richtete sich nach dem Welttag des Migranten und Flüchtlings (28. September) und dem „Giubileo dei Migranti“ in Rom (4./5. Oktober).  

Im Rahmen dieser Aktionswoche besuchte Weihbischof Wilfried Theising das Flüchtlingswohnheim in Ermke, das vom Caritas-Sozialwerk Lohne (CSW) betrieben wird. Die Einrichtung, die vor zehn Jahren aus einer ehemaligen Partylocation umgebaut wurde, bietet Platz für bis zu 24 Personen. Zurzeit leben dort 13 Geflüchtete: zwei Familien, zwei alleinstehende Männer und eine Frau.

Im Mittelpunkt des Besuchs standen die Begegnungen mit den Familien aus Kolumbien und dem Irak, die eindrücklich zeigen, wie gelungene Integration aussehen kann und wie groß die Aufgaben der Integration sind. Spürbar war beim Besuch die Gastfreundschaft der Familien: Mit selbstgebackenem Baklava hießen sie die Gäste willkommen und gaben so auch einen kulinarischen Einblick in ihre Heimatkultur.

Seit drei Jahren lebt die Familie G. aus Kolumbien in Ermke. Aufgrund von Drohungen im Umfeld der Drogenkriminalität mussten sie ihre Heimat verlassen. Beide Elternteile bringen viel Erfahrung mit: Die Mutter arbeitete bereits zehn Jahre als Krankenschwester in Kolumbien und absolviert derzeit eine Ausbildung zur Pflegefachkraft. Der Vater, in der Heimat war er Polizist, arbeitet jetzt als Lagerhelfer und macht zusätzlich den LKW-Führerschein. „Wir möchten hier arbeiten, unseren Beitrag leisten und unserem Sohn eine gute Zukunft ermöglichen“, betonen sie.

Die Familie A. aus dem Irak lebt seit rund fünf Jahren in Ermke. Sie floh vor dem Bürgerkrieg aus Mossul und legte einen langen, gefährlichen Weg über die Türkei und Griechenland nach Deutschland zurück. Heute besuchen die Kinder die Schule und lernen dort Deutsch, während die Eltern Sprachkurse belegen. Der Vater arbeitet zudem bei einem Onlinehändler. „Deutschland ist das einzige Land, in dem unsere Kinder wieder regelmäßig zur Schule gehen konnten. Dafür sind wir sehr dankbar“, erzählte die Mutter.

Weihbischof Theising zeigte sich beeindruckt vom Engagement der Bewohnerinnen und Bewohner: „Es berührt zu sehen, mit welchem Mut und welcher Tatkraft die Menschen hier ihre Zukunft gestalten. Integration gelingt dort, wo Menschen Unterstützung erfahren und zugleich ihre eigenen Stärken einbringen können.“

Das CSW betreibt im Oldenburger Land insgesamt 13 Unterkünfte im Landkreis Cloppenburg und vier weitere im Landkreis Vechta. Zurzeit sind 411 Plätze belegt. Auch wenn die Zahl der Geflüchteten aktuell zurückgeht, sollen die Wohnräume erhalten bleiben – mit reduzierter Belegung, damit die Menschen mehr Platz für sich haben.

„Wir erleben hier in Ermke, dass Integration gelingen kann, wenn Menschen nicht nur eine Unterkunft haben, sondern auch begleitet werden und Perspektiven entwickeln“, erklärte CSW-Vorstand Heribert Mählmann. „Die beiden Familien sind dafür ein mutmachendes Beispiel. Wir sehen hier Integration durch Arbeit. Die große Herausforderung bleibt für diese Menschen in absehbarere Zeit bezahlbaren Wohnraum zu finden.“

Die Bewohner des Wohnheims waren sichtlich froh über den Besuch. „Für mich stehen diese Gesten für Hoffnung, Unterstützung und die Möglichkeit, mich als Teil dieser Gesellschaft zu fühlen, die mir ihre Türen geöffnet hat,“ resümierte Bewohner V. dankbar. Er sei sehr froh gewesen, mit Menschen zusammengekommen zu sein, die „mit Empathie und Verständnis auf diejenigen blicken, die aus anderen Ländern hierherkommen und einen neuen Anfang suchen.“

Sabrina Gelhaus