Während die meisten männlichen Erwachsenen-Messdiener auch schon als Jugendliche den Altardienst verrichtet haben, gab es diese Möglichkeit für Mädchen damals nicht. Jetzt, wo die meisten schon Omas sind, können sie nachholen, was ihnen in ihrer Jugend verwehrt war. Zum dritten Mal haben das Bischöflich Münstersche Offizialat und die Katholische Akademie Stapelfeld jetzt Erwachsenen-Messdiener zu einer zweitägigen Fortbildung eingeladen.
Einen Unterrichtsblock gestaltet Alexander Rolfes. Der Stapelfelder Dozent erklärt das System der Heiligsprechung, der Reliquienverehrung und verschiedene Engelserscheinungen. Schutzengel, Erzengel, die sechsflügligen Seraphime oder die Kerubime. Die kommerzialisierten Engel in der Werbung oder der Begriff des Engels in der Filmbranche kommen genauso zur Sprache wie die Erzengel Raphael (Gott heilt), Gabriel (die Kraft Gottes) und Michael (wer ist wie Gott?). „Engel führen keine Eigenleben, sondern verweisen immer auf Gott“, erklärt Rolfes. „Engel sind immer die Boten Gottes.“ Zu Heiligenverehrungen sagt er: Niemand wird sich mit jeder Heiligenbiografie identifizieren können, aber jeder wird eine finden, die ein gutes Vorbild ist. Rolfes arbeitet die Themen so interessant auf, dass ihn hinterher seine Zuhörer fragen: „Warum hat man uns das nicht schon früher erklärt?“
Ulrike Winkelmann aus Jade ist mit 56 Jahren eine der Jüngeren in der Runde. Seit drei Jahren ist die Briefträgerin dabei. In ihrer Gemeinde sei sie noch die einzige, sagt sie. „Aber das macht nichts, ich erfülle mir damit einen Kindheitsraum.“ Über das neue Ehrenamt der Mutter ist sogar ihre Tochter auf die Idee gekommen, Theologie zu studieren. Im 3. Semester ist die 22-Jährige mittlerweile in Fulda. Einer von mehreren Erwachsenenmessdienern in seiner Gemeinde ist der 66-jährige Bernd Howanietz aus Wilhelmshaven, ehemals Hausverwalter und jetzt vierfacher Opa. „Ich mache alles, auch Hochzeiten“, sagt er. Oft dient er auch mit Jugendlichen am Altar. Brigitte Looschen (63) und Margit Wendeln (65) aus Garrel repräsentieren eine Messdienerdynastie in ihren Familie. Einige ihrer Kinder und Enkel waren bzw. sind auch Messdiener. Ob die das komisch finden, die Oma am Altar zu sehen? „Nein, ganz normal“, meinen beide. „Wir bekommen nur positive Rückmeldung. Auch von älteren Menschen.“ Quasi als Kundschafter nehmen Ingrid kl. Sextro (62) und Maria Stromann (65) aus Dinklage an der Fortbildung teil. „Bislang gibt es noch keine Erwachsenmessdiener bei uns“, sagt kl. Sextro. Sie wollen sich aber über die Erfahrungen anderer „Kollegen“ informieren und dann in Dinklage die Werbetrommel rühren. „Das müsste eigentlich gelingen“, sind sie sich sicher. „In allen Gemeinden um uns herum gibt es sie schon.“
Ludger Heuer
