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Interview zu Pastoralen Räumen: "Ich bin allen Beteiligten sehr dankbar"

20. Dezember 2023

Im ablaufenden Jahr 2023 wurde im Bistum Münster intensiv an der Entwicklung der Pastoralen Räume gearbeitet. Im Interview schauen Weihbischof Wilfried Theising, Finanzdirektor Michael gr. Hackmann und Seelsorge-Leiter Dr. Markus Wonka zurück auf das Erreichte – und geben einen Ausblick auf die Fragen und Themen rund um die Pastoralen Räume, die uns im Jahr 2024 beschäftigen werden.

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Weihbischof Wilfried Theising

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Michael gr. Hackmann

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Dr. Markus Wonka

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Im Interview (von links) : Dr. Philipp Ebert, Michael gr. Hackmann, Weihbischof Wilfried Theising, Dr. Markus Wonka

Herr Weihbischof Theising, in diesem Interview soll es schwerpunktmäßig um die Entwicklung der Pastoralen Räume gehen. Aber die Kirchenentwicklung in unserer Region findet nicht im luftleeren Raum statt. Deshalb zunächst grundsätzlich gefragt: Wie blicken Sie auf das Jahr zurück? 

Theising: Mit sehr gemischten Gefühlen. Da sind mit Blick auf die Lage in der Welt und teilweise auch in unserem Land die Sorgen: Wir haben weiterhin Krieg in Europa; dann der barbarische Angriff auf Israel am 7. Oktober - und die folgende militärische Auseinandersetzung, die auch viele unschuldige Opfer nach sich zieht. Auf der Suche nach einem besseren Leben verlassen weltweit Menschen ihre Heimat, zugleich ringen Deutschland und Europa um eine politische Bewältigung der Migration. Der Klimawandel schreitet voran und trotz großen Wohlstands gibt es auch mitten in unserem Land Armut und mangelnde Teilhabe. Das alles macht sehr nachdenklich.

Und wofür sind Sie dankbar? 
Theising: Da komme ich konkret auf die Entwicklung der Pastoralen Räume bei uns im Oldenburger Land zu sprechen. Wir haben in dieser Hinsicht im zu Ende gehenden Jahr sehr viel geschafft. Angefangen von der Informations- und Konsultationsphase in den Pfarreien und den intensiven Beratungen in den Gremien vor Ort, aber auch im Pastoralrat und Kirchensteuerrat. Im Frühjahr hat dann Bischof Felix auf Grundlage von Empfehlungen des Diözesanrates den geographischen Zuschnitt der Pastoralen Räume entschieden. Und nach Monaten intensiven Arbeitens steht jetzt der Start der Pastoralen Räume an. Es gab viele konstruktive Gespräche, gute Entscheidungen wurden getroffen. Dafür bin ich allen Beteiligten sehr dankbar.

 Herr Dr. Wonka, in diesem Jahr ging es hinsichtlich der Entwicklung der Pastoralen Räume viel um Strukturfragen, oder?

Wonka: Die Frage der strukturellen und verwaltungsmäßigen Gestalt der Pastoralen Räume hat uns stark beschäftigt, ja. Es war wichtig, in diesem Bereich verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Das ist uns mit der nun bevorstehenden Errichtung der Kirchengemeindeverbände zu Jahresbeginn gelungen. Daneben ging es auch bisher schon stark um Fragen der Pastoralentwicklung. Diese werden in den kommenden Jahren aber noch deutlicher stärker in den Vordergrund treten.

Herr gr. Hackmann, was liegt jetzt in den Kirchengemeindeverbänden an?

Gr. Hackmann: Wir haben im Oldenburger Land die volle Zustimmung aller Pfarreien zur Errichtung der Kirchengemeindeverbände. Damit ist klar: Die Weiterentwicklung auch der Verwaltungsstrukturen steht auf einem breiten Fundament. Als Rechtsträger der Pastoralen Räume gehen die Kirchengemeindeverbände auch zu Jahresbeginn an den Start. Im Mittelpunkt der Arbeit der kommenden Monate steht dabei die Vorbereitung der Übergabe der Kita-Trägerschaft. Am 1. August ist es dann soweit. Dafür wird an vielen Stellen konzentriert gearbeitet. 

Welche Aufgabe haben die neuen Ökonomen und Ökonominnen in den Kirchengemeindeverbänden?

Gr. Hackmann: Für den Anfang stellt das BMO Personen als Ökonomen bereit. Für sie werden zwei Aufgaben im Mittelpunkt stehen: die Vorbereitung der Übernahme der Kita-Trägerschaft sowie die Einleitung des Verfahrens zur regulären Besetzung des Ökonoms. Die Entscheidung für eine Person als reguläre Ökonomin oder Ökonom trifft dann die Kirchengemeindeverbandsvertretung, in der Vertreter der Pfarreien sitzen. Insgesamt haben wir jetzt konkrete und belastbare Konzepte dafür, wie die gemeinsame Verwaltungsarbeit gestaltet werden kann. Jetzt geht es an die Umsetzung.

Herr Dr. Wonka, im Juni fand das 1. Oldenburger Zukunftsforum zur Kirchenentwicklung in den Pastoralen Räumen statt. Dass und wie Kirche sich verändern und weiterentwickeln wird, wird auch in der Fläche langsam greifbarer, oder?

Wonka: Beim Zukunftsforum wurden wichtige Impulse gesetzt: Die Gesellschaft verändert sich. Sie wird pluraler und Religiosität nimmt insgesamt ab. Wichtig ist, dass wir diese Großtrends kennen und akzeptieren, damit wir im Rahmen der Kirchenentwicklung nicht gegen Windmühlen ankämpfen. Es ist klar, dass wir weniger werden. Aber beim Zukunftsforum hat es auch gute und wichtige Impulse gegeben: Der kirchliche Auftrag bleibt wichtig. Wir können gemeinsam Formen entwickeln, auch in Zukunft glaubhaft und engagiert Nachfolge leben zu können.

Was bedeutet das für Ehren- und Hauptamtliche in der Kirche?

Wonka: Beide Rollen und ihre Beziehungen zueinander werden sich verändern. Wenn wir in Zukunft weniger hauptberufliche Seelsorger haben, bedeutet das, dass wir nicht mehr überall und zu jeder Zeit das „pastorale Vollprogramm“ bieten können. Manches wird man künftig in Pastoralen Räumen gemeinsam gestalten können. Anderes wird zu Ende gehen. Und sicherlich wird es auch neue Initiativen und Aufbrüche geben. Der Gestaltungsraum wächst sicherlich, gerade auch für Ehrenamtliche.

Und wie wird jetzt in den Pastoralen Räumen an diesen Themen weitergedacht?

Wonka: In den ersten zwei Jahren gibt es in jedem Pastoralen Raum eine Prozessgruppe. Dort werden sich Menschen aus allen Pfarreien treffen und ihre jeweilige Perspektive einbringen: Welche pastorale Arbeit gibt es vor Ort? Wo und wie können Schwerpunkte gesetzt werden? Was kann künftig gemeinsam gehen? Greifbar werden diese Fragen besonders Ende Februar/Anfang März. Dann findet in jedem Pastoralen Raum eine Kick-Off-Veranstaltung statt. Das ist der Startschuss für eine sicherlich interessante Zeit des Aufbruchs und der Entwicklung in der Kirche im Oldenburger Land.

 

Weihbischof Wilfried Theising ist Bischöflicher Offizial.
Michael gr. Hackmann ist Finanzdirektor im Bischöflich Münsterschen Offizialat und Leiter der Abteilung Verwaltung.
Dr. Markus Wonka ist Leiter der Abteilungen Seelsorge und Seelsorge-Personal im Bischöflich Münsterschen Offizialat.

 

Das Gespräch führte Philipp Ebert, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit im Offizialat.